Miss Pageturner Buchblog Rezension, Foto der Graphic Novel Mythen der Antike: Antigone von Luc Ferry, Clotilde Bruneau und Guiseppe Baiguera.

Buchinfo

Splitter Verlag || Orig. Antigone || Teil der Reihe Mythen der Antike, die Reihenfolge ist aber beliebig
56 Seiten || Et.: 24.02.2021 || Übersetzer: Harald Sachse || 978-3-95839-294-6
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(Verlagstext)
Antigone, die Tochter des Ödipus, widersetzt sich dem Verbot des Königs von Theben und bestattet ihren Bruder, der als Rebell gebrandmarkt wurde. Auf diese Tat steht die Todesstrafe, doch sie kann nicht anders, als ihrem Gewissen zu folgen und ihre heilige Pflicht gegenüber ihrer Familie und den Göttern zu erfüllen. Doch König Kreon, ihr eigener Onkel, hat nicht die Absicht, ihren Ungehorsam unvergolten zu lassen…

Das Cover ist deutlich düsterer, als das der meisten anderen Graphic Novels aus der Reihe, aber das passt ja auch zu dem Mythos, der eben eine Tragödie ist. Mir gefällt auch insbesondere, diese Ruhe, die das Coverbild trotz Blut und Dunkelheit ausstrahlt. Wirklich sehr gelungen.

Miss Pageturner Rezension Überschrift Meine Meinung zum Buch.

Nachdem ich meinen Einstieg in diese Graphic Novel Reihe mit Oedipus fand, wollte ich als Nächstes den Band lesen, der direkt darauf aufbaut, denn Antigone ist die Tochter von Oedipus. Gesagt, getan und ich verrate euch gleich: Antigone konnte ihren Vater sogar übertreffen.

Viele großartige Künstler*innen, ein Stil

Bevor ich inhaltlich auf Antigone zu sprechen komme, möchte ich einen Punkt ansprechen, der mir an der Reihe im Gesamten jetzt schon sehr gefällt. Vielleicht ist es ja wem schon aufgefallen, dass oben im Titel nicht ganz die gleichen Namen, wie bei Oedipus stehen, das liegt nämlich daran, dass Luc Ferry für seine Graphic Novel unterschiedliche Künstler*innen ins Boot holt. War es bei Oedipus noch Diego Oddi, erfreut und bei Antigone Clotilde Guiseppe Baiguera mit seienr Kunst. Das bemerkenswerte dabei ist aber, dass es tatsächlich kaum auffällt. Wir haben zwar unterschiedliche Künstler*innen, die wenn man genau hinschaut auch ihre persönlichen Eigenarten und Charakteristika haben, aber der grundlegende Stil bleibt derselbe. Man braucht also trotz der diversen Illustrator*innen nicht fürchten, dass man mal ein Band umgehen muss, weil der Stil nicht den persönlichen Geschmack trifft.

In der Tragödie gibt es keinen Gewinner

Kommen wir zum Inhalt. Ich muss jetzt ein großes Geständnis machen und hoffe, dass meine ehemaligen Archäologie- und Alte Geschichte Profs das nie lesen werden: Bevor ich diese Graphic Novel las, hatte ich keine Ahnung wer Antigone ist und worum es in der Tragödie geht. Dass es eine Tragödie namens Antigone von Sophokles gab, das wusste ich, das war dann aber auch schon alles. Schande über mich, Asche auf mein Haupt.
Umso neugieriger verfolgte ich Antigones Schicksal in dieser Graphic Novel und war mit jeder Seite begeisterter. Tatsächlich, gerade auch nach der Lektüre des wieder sehr informativen Anhangs, ist Antigone für mich eine der vollkommensten Tragödien. Mit Oedipus konnte ich nur bedingt mitfühlen, denn wenngleeich unwissend wen, hat er ja bewusst einen Menschen umgebracht und damit die Ereignisse in Gang gesetzt. Sein Schicksal könnte man daher nach meiner persönlichen Meinung auch einfach als Strafe, Karma oder was auch immer, denn als Tragik sehen. Doch Antigone ist da anders.

Die Tragik ist hier dadurch bedingt, dass beide im Streit stehenden Parteien eigentlich völlig nachvollziehbare, legitime und vernünftige Gründe für ihr Handeln haben. Im Gegensatz zum Heldenepos gibt es keinen deutlichen Feind, den der tapfere Held erschlägt und damit Recht und Ordnung wiederherstellt. Nein, hier sind sowohl Antigones, als auch Kleons Positionen rechtens und vernünftig und die eigentliche Tragik ist, dass sie im Gegensatz zueinander stehen und damit einen Konflikt auslösen, der in nichts anderem, als den Untergang enden kann.
Als Leser*in ist dies einem klar, das Unheil absehbar und doch berührt einen das geschilderte Drama. Man erwischt sich dabei zu hoffen, dass es doch noch eine Lösung gibt, aber wenn man genau darüber nachdenkt, muss man zur Einsicht kommen, dass es diese Lösung gar nicht geben kann und gerade durch diese Erkenntnis, hallt das Ende von Sophokles Tragödie noch lange nach und regt zum Nachdenken an. Mir jedenfalls wird Antigone und die hier vorliegende wunderbare grafische Umsetzung noch lange im Gedächtnis bleiben.

Miss Pageturner Rezension Überschrift Fazit zum Buch.

Eine wunderbare Adaption einer der vollkommensten griechischen Tragödien, die alle meine Erwartungen übertroffen hat. Egal, ob man Sophokles Tragödie nun schon kennt, oder nicht, diese Graphic Novel holt sowohl erzählerisch, als auch grafisch den*die Leser*in ab, regt zum Nachdenken an und hallt noch lange nach. Mein Monatshighlight.

Miss Pageturner Rezension Bewertung Skala: sechs von sechs Punkte.
Miss Pageturner Rezension Überschrift Andere Meinungen zum Buch.

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