(Verlagstext)
Freiheit? Für Prinzessin Denna ein Fremdwort. Von klein auf ist klar, dass sie den Prinzen von Mynaria heiraten wird, um den Frieden ihres Volks zu sichern, auch wenn sie in Mynaria ihre bei Todesstrafe verbotene Feuermagie verbergen muss. Die Schwester des Prinzen, Mara, kann über ihr Leben ebenso wenig verfügen wie Denna, doch Freiheit bedeutet ihr alles. Gegensätze ziehen sich an, und irgendwann geraten im Intrigennetz am Hof die Gefühle der zwei Prinzessinnen und Dennas Magie außer Kontrolle …
Unentschieden. Mir gefallen beide Cover sehr gut. Beim deutschen mag ich die Krone und wie das Feuer sowohl diese, als auch die Schrift umspielt, auch die Lichtreflexe wirken schön. Beim original mag ich es, dass Denna und Mara abgebildet sind. Die Typo sieht auch sehr schön aus, wobei diese Art der Schrift mittlerweile ja ein Trend im YA Bereich ist und mir persönlich mittlerweile fast schon zu viel wird. Sieht man überall. Schick ist sie dennoch.
Dieses Buch klang vom Inhaltstext sofort interessant für mich. Ich finde es toll, dass LGBTQ+ immer mehr Einzug in den Fantasy und Jugendbuch Bereich hält und freute mich sehr auf das Buch. Leider wurde ich ziemlich enttäuscht.
The Girl get’s the girl
Das wirklich Gute an diesem Buch ist wie gesagt die Liebesgeschichte. Zum einen setzt sie ein Zeichen für Diversität, zum anderen ist sie zu mindestens über dreiviertel des Buches wirklich ganz süß. Mir gefiel das Tempo, in der sich die Beziehung entwickelt. Am Anfang können sich Denna und Mara nämlich nicht besonders gut leiden. Es war schön zu sehen, wie aus Abneigung zunächst Freundschaft und dann Liebe wuchs.
Auch fand ich es wundervoll wie Homosexualität in dem Buch dargestellt wurde, nämlich als etwas völlig normales und alltägliches, was nicht extra als besonders oder ungewöhnlich herausgestellt werden muss. In manchen LGTB Büchern wird die Besonderheit dieser Art von Beziehung so betont und jeder Freund und Bekannte des Protagonisten muss immer wiederholen wie einverstanden er damit ist, dass diese Bücher im Endeffekt doch nur wieder schildern, wie anders und ungewöhnlich es sei schwul oder lesbisch zu sein. In der Welt von Denna und Mara hingegen sind homosexuelle Beziehungen eine allgemein akzeptierte und gängige Praxis, die der Hetero Beziehung weder in Ansehen noch in sonst was nachsteht. Wie schön wäre es, wenn unsere Gesellschaft auch irgendwann zu dieser Einsicht käme.
LGBT allein, macht noch keine gute Story
Doch so bewundernswert der Fortschritt in Sachen Diversität auch ist. Eine lesbische Beziehung allein reicht nicht, um ein gutes Buch hervorzubringen. Der Rest muss auch stimmig sein und das ist er hier leider überhaupt nicht.
Ein anständiges Worldbuilding sucht man hier vergebens. Die Karte ist praktisch alles, was man an Informationen über die vier Königreiche erhält. So hasst man zum Beispiel in Mynaria Magie, doch warum? Who knows. Der Leser wird mitten in eine Geschichte geworfen, die sich vor allem um Intrigen und Verschwörung dreht, ohne dass sich die Autorin die Mühe macht, auch nur die grundlegendsten kulturellen und politischen Gegebenheiten zu erläutern. Ist ja auch völlig egal wie, weshalb, warum irgendwas passiert *Ironie aus*.
Nun könnt man meinen, dass, wenn auch unbegründet, die Intrigen und die Aufstände wenigstens ordentlich Spannung hereinbringen, aber Pustekuchen. Trotz einem Mord ziemlich zu Beginn des Buches (bei dem ausgerechnet der einzige vernünftige und gut durchdachter Charakter stirbt) und weiteren Vorfällen, empfand ich das Buch als furchtbar langweilig. Ehrlich, ich bin fast eingepennt. Die Charaktere reden über die Vorfälle, dann gehen sie ihren nicht gerade spannenden täglichen Erledigungen nach und reden noch mehr. Wenn sie dabei wenigstens nennenswerte Fortschritte machen würden, aber nein, oft hatte ich das Gefühl, dass sie 100 Seiten brauchen, um Rudimentäres herauszufinden, was der*die Leser*in bereits nach fünf Sekunden raus hat.
The good girl and the bad girl
Last but not least fand ich auch die Charaktere nicht gut gelungen. Es fängt schon dabei an, dass sie alle ziemlich lächerliche Zungenbrecher Namen haben mit furchtbar platten Wortspielen im Original: Mara heißt im Original Mare, was auf Englisch Stute heißt und Thandi steht für Thane, was ein alter Adelstitel ist. Das hat sich die Autorin aber suuuper schlau durchdacht. Nenn die Pferdenärrin Stute und den Prinzen Lord als Spitzname, ich lach mich tot *wieder Ironie aus*
Darüber hinaus sind sämtliche Charaktere einfach nur flach. Denna ist die liebe, pflichtbewusste Prinzessin und Mara der rebellische Wildfang ohne jeden Sinn für Verantwortung. Die eine war mir zu naiv, die andere zu egoistisch, gemocht habe ich keine. Good girl, bad girl darauf läuft es hinaus und an diesen stereotypen Charakterzeichnungen ändert sich im Verlauf der Handlung nichts. Es ist kaum eine Entwicklung zu erkennen, vom Eingestehen der Liebe mal abgesehen. Die Charaktere bleiben flach und einfallslos.
Was mich auch gestört hat ist, dass sich Denna und Mara beide oft wie kleine Kinder aufführen. Besonders Mara ist oft bockig wie ein fünfjähriges Kind. Zieht Grimassen hinter den Rücken von Anderen und regt sich überhaupt über alles und jeden auf. Denna war wenigstens etwas reifer, was aber auch nur daran liegen könnte, dass fast alle anderen Charaktere, insbesondere die Ratsmitglieder, der Prinz und der König als unglaublich dumm und unfähig dargestellt wurden. So kann man seine Protagonisten auch besser und schlauer darstellen, als sie es sind. Abgesehen von dieser betonen Unfähigkeit könnten die Nebencharaktere auch genauso gut Pappfiguren sein, denn wie auch schon über die Welt erfährt man auch hier nichts zu den Hintergründen.
Nur weil es eine LGBT Story ist, muss es noch lange nicht gut sein. Das zeigt dieses Buch leider sehr deutlich. Ein nicht vorhandenes Wortbuilding, flache Charaktere und eine langweilige Handlung können auch von einer lesbischen Beziehung nicht ausgeglichen werden. Sehr enttäuschend.