Ich freue mich euch zu einer weiteren Episode von Classic Time begrüßen zu dürfen =D
Was ist Classic Time? 
Nachdem dies nun geklärt ist, begeben wir uns diesmal auf eine abenteuerliche Weltreise und zwar mit dem Klassiker von Jules Verne:

Mit „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“habe ich euch ja schon ein Jules Verne Roman vorgestellt, jetzt habe ich einen weiteren Roman von ihn gelesen und kann langsam aber sicher behaupten: Ich bin ein Fan! Um mal meine Worte aus dem vorherigen Classic Time zu wiederholen: Jules Verne ist DER Autor für Abenteuer und Expeditions- Romane. Seine Bücher unterhalten sowohl junge Leser als auch Ältere (für die jüngeren gibt es auch Ausgaben mit einer leichteren Sprache).

Und auch für bisherige Klassikermuffel ist Jules Verne ein guter und spannender Einstieg. Für alle die bisher noch nichts von dem Autor gelesen haben und sich gerne mal auf Abenteuerreise begeben wollen, empfehle ich mit „Reise um die Erde in 80 Tagen“ anzufangen, denn hier gibt es im Gegensatz zu „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ weniger Fach- und Fremdwörter, was den Einstieg in die Sprache wesentlich erleichtert. Hinzu kommt, dass es weniger phantastisch ist und daher auch die weniger Fantasy Begeisterten ansprechen dürfte.

Worum geht es?

Der eigenwillige Gentlemen Phileas Fogg schließt mit seinen Kollegen aus dem Reformclub Englands eine unmöglich erscheinende Wette ab: Er behauptet, es sei möglich in 80 Tagen einmal um die Welt zu reisen und wettet ganze 20.00 Pfund darauf. Die Wette wird abgeschlossen und ohne viel Federlesen reist er noch am selben Abend ab. Seine Begleitung: ein neu angestellter und lebensfrohe Kammerdiener namens Passepartout.
Was Phileas Fogg nicht weiß: Durch seine plötzliche und übereilte Abreise gerät er in Verdacht der Bankräuber zu sein, der kurz zuvor 55.000 Pfund aus der Bank of England gestohlen hat. Aus diesem Grund heftet sich der engagierte Detektiv Fix an seine Fersen. Eine abenteuerliche Weltreise beginnt, denn der listige Detektiv ist nicht das Einzige Hindernis, dass Phileas Fogg auf seinem Abenteuer umgehen muss.

Meine Meinung

Welch eine kühne Behauptung. In 80 tagen um die Welt und das ganz ohne Flugzeuge, Autos oder modernen Frachtern. Nein Phileas Frogg verlässt sich auf Eisenbahn und Dampfschiffe und hin und wieder notgedrungen auf etwas ungewöhnlichere Transportmittel wie z.B einen Schlitten. In der Theorie klingt alles ganz einfach:

Von London nach Suez via Eisenbahn und Postschiff:           7 Tage
Von Suez nach Bombay via Postschiff                                    13 Tage
Von Bombay nach Kalkutta via Eisenbahn                                3 Tage
Von Kalkutta nach Hongkong via Postschiff                          13 Tage
Von Hongkong nach Yokohama via Postschiff                        6 Tage
Von Yokohama nach San Francisco via Postschiff               22 Tage
Von San Francisco nach New York via Eisenbahn                   7 Tage
Von New York nach London via Postschiff und Eisenbahn    9 Tage

= insgesamt 80 Tage

Allerdings gab es dann doch das ein oder andere Hindernis, dass unsere Weltreisenden überwinden mussten und die letztendliche Route sah so aus:

Bildergebnis für reise um die erde in 80 tagen  route

 Wie schon erwähnt, ist es diesmal leichter unseren Helden zu folgen, da weniger Fach und Fremdwörter benutzt werden. Dafür, dass das Buch im 19. Jahrhundert geschrieben wurde, ist die Sprache sehr angenehm und leicht zu lesen. Das Abenteuer rund um die Weltreise zieht einen schnell in den Bann und man fiebert richtig mit, stöhnt und flucht über jede Verzögerung und freut sich über jeden gewonnenen Vorsprung. Besonders zum Ende hin wird es richtig spannend. Selbst für mich, die ich den Ausgang schon aus Filmen kannte war es ungeheuer nervenaufreibend, ob Phileas Fogg seine Wette schafft oder nicht. Die Charaktere sind dabei wieder sehr eigenwillig, aber dadurch such sehr interessant und unterhaltsam. Mein einzige kleiner Wermutstropfen sind die mitunter ausufernden Beschreibungen der Landschaft und vor allem der Streckenverläufe der Eisenbahn. Man merkt, dass Jules Verne selbst begeisterter Reisender per Bahn war, denn mitunter beschreibt er auf gefühlt 10 km genau den Streckenverlauf der Eisenbahn. Gut, diese Abschitte ließen sich leicht überfliegen und so wurde mein Leseerlebnis nur minimal getrübt =)

Die Charaktere

Phileas Fogg  Diesen englischen Gentlemen kann man nicht anders als exzentrisch beschreiben. Er hat strenge Prinzipien und einen minutiös durchgeplanten Tagesablauf. Sein letzter Diener musste er leider entlassen, da er das Rasierwasser zwei Fahrenheit zu warm gebracht hat. Er ist immer pünktlich, akkurat und sagt und tut nie mehr als nötig Er ist der Inbegriff der Effizienz. Trotzdem steckt tief unter der Maske eiserner Ruhe ein edelmütiges und weiches Herz.

Passepartout Der Franzose Passepartout ist eigentlich alles, was sein Herr nicht ist: Lebensfroh, Neugierig und redselig. Er hat ein treues Herz, wenn er auch manchmal etwas gutgläubig ist. Hat er sich erst einmal für etwas entschieden, arbeitet er unermüdlich und mit tiefer Leidenschaft dafür. Dabei mangelt es ihm auch nicht an Mut und Tapferkeit.

Agent Fix Dieser energische Agent der englischen Polizei ist der fortwährende Gegner von Foggs Unternehmung und auch wenn er diesem stetig Steine in den Weg legt, kann man ihm irgendwie nicht richtig böse sein. Das liegt daran, dass Fix zwar übereilt und fehlgeleitet handelt, aber doch aus einer tiefen ehrbaren Überzeugung heraus. Er mag voreilig handeln, und manchmal etwas hinterhältig sein, aber er tut es aus seinem tiefen Glauben an Gerechtigkeit  heraus.  

Alles in Allem kann ich sagen, dass mich auch dieser Jules Verne Roman begeistern konnte und ich die abenteuerliche und stellenweise auch witzige Weltreise sehr genossen habe.

Hintergrund zum Buch

Einband der franz. Originalausgabe von 1873

Der Roman erschien erstmal am 30. Januar 1873 unter dem französischen Titel Le Tour du monde en quatre-vingts. Inspiriert zu dem Buch hat Verne der Amerikaner George Francis Train, der 1870 eine ebensolche Weltreise unternahm. Seine Route ist beinah identisch mit der von Fogg, nur dass Train in New York Richtung San Francisco startete, also praktisch genau andersherum als Fogg reiste. Möglich gemacht wurde diese Reise erst ein Jahr zuvor mit der Eröffnung des Suezkanals und der Ost-West Eisenbahnverbindung in den USA. Ohne diese beiden Verbindungspunkte war eine Weltreise zuvor nicht in 80 Tagen machbar. George Francis Train setzte sich sogar ein noch ambitionierteres Ziel und schaffte 1892 sogar eine Weltreise in 60 Tagen.

Tatsächlich sind die Ähnlichkeiten zwischen Trains und Phileas Foggs Route so groß, dass Train sich über den Roman sehr erbost zeigte. Nicht weil er ihn prinzipiell schlecht fand, sondern, weil Jules Verne ihn nicht namentlich erwähnt hat und seinen Hauptcharakter eben Phileas Fogg nannte. Umso mehr ärgerte es Train, dass dieser Name ebenfalls von einem amerikanischen Weltreisenden inspiriert wurde, nämlich William Perry Fogg, der bereits 1868 eine Weltreise unternahm, der dafür allerdings ohne die amerikanische Eisenbahn und den Suezkanal deutlich länger brauchte.

Reise um die Erde in 80 Tagen rund um die Welt

Das Buch wurde natürlich in allerhand Sprachen übersetzt, eine Auswahl davon zeige ich euch hier
(Wenn ihr mit der Maus über einem Bild stehen bleibt, erfahrt ihr das Herkunftsland bez. die Sprache wenn ich das Land nicht genau bestimmen konnte)

 

Wisst ihr was mir bei der Coversuche aufgefallen ist: Dass extrem viele Cover, sowohl bei deutschen, als auch bei anders sprachigen Ausgaben einen Heißluftballon auf dem Cover haben. Gefühlt die Hälfte aller Cover zu diesem Buch haben Heißluftballone drauf. Hier nur mal ein paar Beispiele:

   

Und wisst ihr was: Phileas Fogg ist nie mit einem solchen geflogen!!! Im gesamten Buch hebt er kein einziges mal ab. Nie! Erst in der Verfilmung von 1956 wurde eine solche Ballonfahrt frei hinzugefügt. Aber offenbar war das so prägend, dass fortan die Hälfte aller Buchcover ein Ballon ziert, obwohl dieser kein einziges mal im Buch vorkommt.

Über den Autor

Jules Verne wurde am 8. Februar 1828 in der Hafenstadt Nantes (Frankreich) als Sohn eines Anwalts geboren. Nach seinem Schulabschluss studierte er Jura, um die Kanzlei des Vaters zu übernehmen. Doch schon zu dieser Zeit gilt seine Leidenschaft dem Schreiben. Zunächst versucht er sich an klassische Genre wie Dramen und Tragödien. 

1859 und 1861 Machte er seine ersten Schiffsreisen nach Norwegen und Schottland und entdeckte das Reisen und die Seefahrt als Thematik für sich. 1862 lernt er den Jugendbuchverleger Pierre-Jules Hetzel kennen, der sich für die Abenteuer Thematik begeistert und gleich Vernes gerade erst fertig gestellten Roman Cinq semaines en ballon (Fünf Wochen im Ballon) herausbringt und für weitere Romane dieser Art unter Vertrag nimmt. Der Roman wird ein Erfolg und Hetzel verlegt auch Vernes folgende Romane, die die breite Masse fesseln können und ein voller Erfolg werden. Zeit seines Lebens reiste Jules Verne viel mit Bus, Dampfer und Zug durch Europa und wurde sogar  in den renommierten Londoner Travellers Club aufgenommen, was für einen Nicht-Briten sehr ungewöhnlich war. Auch mit Naturwissenschaftler aller Art unterhält Vernes einen regen Austausch und zieht sie immer wieder zur fachlichen Beratung für seine Romane heran. Am 24. März 1905 stirbt er schließlich in Armiens.