(Verlagstext)
Sport soll unpolitisch sein? So ein Blödsinn! Sport war immer schon mehr und das ist nun mal oft unbequem. Wer LeBron James am Basketballcourt zujubelt, sollte auch hören, was er über systemischen Rassismus zu sagen hat. Wenn Beachhandballerinnen endlich für ihr Spiel und nicht ihre knappen Outfits beklatscht werden wollen, ist es Zeit, die Regeln zu ändern. Ebenso, wenn sich Autokraten mit Sportgroßveranstaltungen reinwaschen, um von Menschenrechtsverletzungen in ihren Ländern abzulenken.
An 33 Beispielen illustriert Fabian Sommavilla, warum Sport immer auch politisch ist, und erzählt unter anderem, weshalb Kim Jong-il vielleicht doch nicht der beste Golfer aller Zeiten war und was die WM der verbotenen Länder sein soll.
Colin Kaepernicks Kniefall ging um die Welt, es ist daher eine wenig überraschende, aber trotzdem gute Wahl für die zentrale Stellung auf dem Cover. Zusammen mit den anderen Illustrationen, die bereits enthaltene Ereignisse symbolisieren, zeigt das Cover schon gut, auf was für Themen wir uns freuen können. Ein gelungenes Sachbuchcover
Wer meinem Blog schon länger folgt, weiß es vielleicht schon: Aber ich bekenne mich als großer Fan des Katapult Magazin und Verlages. Die Mischung aus Information, Humor und Anschaulichkeit in ihren Sachbüchern und Atlanten begeistert mich immer wieder aufs neue und so war es nur eine Frage der Zeit, bis das nächste Katapult Buch einzog. Dieses Mal begab ich mich in die Welt des Sportes.
Die Mär vom “neutralen” Sport
Als ich Geschichtswissenschaften studierte, belegte ich in einem Semester einen Kurs, der sich mit dem Sport in der DDR beschäftigte. Im Zuge dessen begann ich eine Hausarbeit über die Fanfreundschaft vom FC. Union und Hertha BSC (ich weiß, heute unvorstellbar, pfui), die über die Mauer hinweg und gegen das System Berliner verband und vereinte. Ein wahnsinnig spannendes Thema und auch wenn ich die Hausarbeit nie abgab (sorry Frau Dr. Laukötter) hat mir die Bearbeitung des Themas doch vor Augen geführt, wie sehr der Sport die Menschen beeinflusst und umgedreht. Denn letztendlich ist der Sport ein Spiegel der Gesellschaft und als solcher kann er eigentlich gar nicht neutral sein, denn er wird immer vom aktuellen Zeitgeschehen beeinflusst, ist Wandel und Anpassungen unterworfen und ein Ausdruck dessen, was die Menschen gerade bewegt. Der “neutrale” Sport, den diverse Verbände wie z.B. FIFA oder IOC also so gerne proklamieren, ist nichts weiter, als eine Illusion und das wird auch anhand von den 33 hier vorgestellten Geschichten deutlich.
Was mir gut gefallen hat, war die Bandbreite der Themen. Von sozialen Themen wie dem Rassismus in der NFL, Homophobie im Sport oder diversen Situationen, in denen Frauen benachteiligt werden, geht es auch um geopolitische Themen wie z.B den Sport als Mittel zur Anerkennung eines Staates (Was z.B. die DDR, um auf den Anfang zurückzukommen, im großen Stil betrieb), oder klimarelevante Themen wie die katastrophale Ökobilanz der Formel 1.
Vom Spektrum her also eine breit gefächerte und ansprechende Auswahl. Was die “Bekanntheit” angeht, hätte ich mir allerdings etwas mehr Überraschungen erhofft. Der Großteil der Themen hatte in den vergangenen Jahren schon einiges an mediale Präsenz, sodass ich bei diesem Buch, anders als bei anderen Büchern des Verlags, etwas weniger das Gefühl hatte, viel Neues zu erfahren.
Sicherlich, vieles, was in den Medien nur kurze Nachrichten waren, wird hier vertieft und mit Grafiken ergänzend dargestellt, trotzdem hätte ich mir ein paar mehr Geschichten gewünscht, die weniger bekannt sind. Genug Material liefert die Sportwelt, da bin ich mir sicher. Dafür gibt es auch den einen Punkt Abzug in meiner Bewertung.
Ansonsten ist das Buch, wie von Katapult gewohnt, wieder lehrreich und unterhaltsam zugleich. Autor Fabian Sommavilla hatte mir schon mit seinem Buch 55 kuriose Grenzen und 5 bescheuerte Nachbarn gezeigt, dass er Fakten gut verständlich und unterhaltsam vermitteln kann und zeigt dies auch hier wieder. Mit einer guten Balance zwischen lockerem Geplauder und Infodropping führt Sommavilla einen durch die Welt des Sports und zwar eben nicht aus der Sicht eines reinen Sportfans oder Athleten, sondern mit seinem journalistischen Blick, was das Buch auch für jene, die weder gerne Sport treiben noch schauen einen Blick wert macht.
Ein weiteres spannendes Sachbuch aus dem Katapult Verlag, dass den Sport ins Licht sozialkritischer und gesellschaftlicher Themen rückt und selbst für Sportmuffel lesenswert ist. Wer allerdings aufmerksam das Zeitgeschehen verfolgt, wird viele Geschichten schon kennen. Trotzdem lohnt sich das Buch, schon allein wegen den, wie immer, tollen Grafiken als Ergänzung.