Meine Position zur Causa Piper
Wer in den letzten Wochen in der Buchcommunity unterwegs war, wird es sicherlich mitbekommen haben: Die Causa Piper oder “Wie ein Verlag ein rassistisches hetzerisches Buch verlegt, Privatpersonen diffamieren lässt und sich weiterhin keinerlei Schuld bewusst ist.
Was ist passiert?
Für alle, die doch nicht wissen, was gemeint ist hier die Kurzfassung:
Im Piper Verlag ist vor kurzem das Buch “Willkommen im falschen Film, der “Kabarettistin” Monika Gruber”, die in der Vergangenheit bereits mehrfach wegen populistischen Aussagen aufgefallen ist, veröffentlicht. Darin wird ein kurzer Tweed der Buchbloggerin roma_liest aufgegriffen, in dem sie (berechtigterweise) vor der Unterwanderung von Vereinen und Hobbygruppen durch Neurechte warnt. In dem Buch greift Monika Gruber dies nun auf, zieht es ins Lächerliche und beleidigt roma_liest, die mit ihrem vollen Klarnamen genannt wurde, mehrfach rassistisch.
Seitdem ist die Bloggerin, die mit ihrer kleinen Followerzahl auf keinen Fall als Person des öffentlichen Leben zu bewerten ist, dem rechten Mob zum Fraß vorgeworfen worden und sieht sich seit der Veröffentlichung des Buches massiver Hetzte und Gewaltandrohungen gegenüber. Bis heute hat sich der Verlag nicht bei roma_liest entschuldigt und nur zwei klassische Nonpologys veröffentlicht. Der Klarnamen wird in der neuen Auflage entfernt (was jetzt auch egal ist, immerhin wurde das Buch bereits tausendfach so verkauft), an den verleumdenden und rassistischen Äußerungen wird nichts geändert.
Wie gehe ich nun mit dem Verlag um
Piper hatte mittlerweile lange genug Zeit Haltung und Stellung zu dem Fall zu beziehen. Das tun sie jedoch nicht, bewusst, anders kann man es nicht mehr sagen. Aus diesem Grund ist der Verlag bei mir komplett unten durch. Doch was bedeutet das für die Bücher?
Ein einzelnes Buch oder eine/n einzelnen Autor/in zu boykottieren ist “einfach”, bei einem ganzen Verlag ist die Situation deutlich komplizierter. Denn auch wenn Piper offenbar nichts dagegen hat, mit rechtspopulistischen Büchern ihr Geld zu verdienen, verlegen sie gleichzeitig auch viele Bücher von PoC, Queere Autoren und Autorinnen und auch Bücher, die sich inhaltlich aktiv gegen Rechts wenden. Ein Boykott des gesamten Verlages würde ihnen auch die Stimme rauben.
Ich möchte aber, dass diese Bücher sichtbar bleiben. Es geht ja auch darum Piper zu zeigen: Hier mit Büchern von PoC, queeren, demokratischen AutorInnen könnt ihr genauso, besser noch, viel mehr Geld machen, als mit Schwurbelbüchern.
Zudem können die anderen AutorInnen auch einfach nichts dafür, dass Piper keine Haltung mehr hat. Für viele ist es nicht einfach, weder finanziell noch mitunter vertraglich ihre Verträge mit dem Verlag aufzukündigen und ich finde es weder richtig, das von ihnen zu verlangen, noch sie dann mit einem Boykott zu bestrafen. Ausländische AutorInnen haben noch viel weniger Einfluss darauf, an wen ihre eigenen Verlage die Lizenzen verkauft.
Tatsache ist, es gibt keine optimale Lösung. Folgendes Arrangement habe ich für mich entschieden: Ich werde weiterhin Piper Bücher lesen, rezensieren und auch bei Insta präsentieren, allerdings ausschließlich mit Verweis auf die Problematik mit dem Verlag. Den Verlag selbst werde ich nicht mehr verlinken und auch hier werde ich bei Piper Bücher keine Kauflinks mehr setzten.
Des Weiteren habe ich, für mich persönlich beschlossen, kein Piper Buch mehr neu zu kaufen, sondern ausschließlich gebraucht/ bzw. sie zu ertauschen. Ich möchte gute Bücher mit wichtigen Aussagen weiterhin sichtbar machen, aber den Verlag zumindest direkt nicht mehr finanziell unterstützen. Mir ist klar, dass er auch indirekt an meiner Werbung verdient, aber wie gesagt, die optimale Lösung gibt es nicht.