Hallo ihr Lieben,
heute möchte ich ein etwas ernsteres Thema ansprechen, dass mir seit gut einer Woche schwer im Magen liegt. Es geht um die FBM. Seitdem die Messe am letzten Samstag ihre Pforten wieder geschlossen hat, quillt mein Blogger Dashboard über vor diesem Logo und den zahlreichen Messeberichten. Ich persönlich war nicht auf der Messe, da Frankfurt zu weit weg ist, aber ich habe  die FMB fleißig von zu Haus über verschiedene Kanäle verfolgt. Und selbstverständlich wartete ich auch auf die Messeberichte daher drehe ich jetzt mal den Spieß um und berichte von den Berichten.

Samstag 14.10: 

Der Letzte Tag der Messe


Der Tag startet wie jeder andere Samstag auch: Ich genieße das Ausschlafen und erst recht das gemütliche Frühstück (So typisch Spießermäßig mit Brötchen, Wurst, Marmelade und ein Frühstücksei) zusammen mit Mr. PageTurner. Während wir so am Frühstückstisch sitzen kommt unser Gespräch auch auf die Frankfurter Buchmesse. Voller Sehnsucht denke ich an den Messetrubel und beneide all diejenigen, die ihren Spaß im heiligen Bücherland haben. Aber ich tröste mich damit, dass ja bald die ersten Messeberichte eintrudeln werden und ich zu mindestens aus der Ferne etwas FBM Luft schnuppern kann.
Der weitere Tag verläuft ereignislos. Doch am Abend schaue ich die Nachrichten und bin ziemlich schockiert von den Berichten über Tumulten und Schlägereien auf der FBM. Für mich waren die Buchmessen immer heiliges Land. Ein Ort an denen alle Bücherfreunde friedlich zusammenkommen und ihre Begeisterung für das geschriebene Wort feiern. Gewalt und Proteste zwischen rechte und linke Gruppierungen passten da sogar nicht in mein Messeweltbild. Sowas geschieht bei öffendlichen Kundgebungen, bei Demonstrationen oder Ähnlichen, aber auf der Buchmesse? Doch es ist geschehen. Die politische Spaltung des Landes ist auch in meinen sicher geglaubten Büchertempeln angekommen.

Sonntag 15.10:

Die Sache wurmt mich


Die Sache mit der Buchmesse wurmt mich immer noch, also verbringe ich meinen Sonntagvormittag damit, mich mehr über die Vorfälle zu informieren. Ich bin mir noch nicht ganz sicher wie ich darüber denke, denn auf der einen Seite unterstütze ich, dass sich Rechtsextremen Verlagen und Neonazis entgegengestellt wird. Aber ich unterstütze nur friedliche Proteste. Es gibt linke Gruppierunegn die meinen man müsse sich Neonazis mit Gewalt entgegen stellen und merken dabei nicht, dass sie kein deut besser sind. Fanatismus ist scheiße, egal ob rechts, links oder religös. Gewalt ist immer zu verabscheuen, sei es physisch oder verbal. 
Wie immer ist zu kurz nach solchen Vorfällen die Berichtersatttung noch etwas turbolent, daher beschließe ich etwas abzuwarten und mehr Informationen über die Hintergründe zu sammeln.Waren es friedliche Demonstrationen, die schändlich angegriffen wurden? Was sagen die Messevernstalter? Und so weiter
 Aus diesem Grund war ich noch gespannter als sonst auf die Messeberichte meiner Bloggerkollegen. Ich wollte wissen, ob sie auf der Messe etwas von diesen Spannungen mitbekommen haben oder falls nicht (die Messe ist ja sehr groß und die Jugendbuch Halle weiter vom Geschehen weiter weg) ,interessierte es mich was sie allgemein zu den Ereignissen sagen.

Montag 16.10

Die erste Flut an Berichten

Die ersten Messeberichte trudeln ein und ich sauge sie auf wie ein Schwamm. Ich bewundere die schönen Büchertürme und Verlagsstände auf Instagramm und lese begeistert von den neuen Verlagsprogrammen von Randomhouse, DTV und Co. Doch halt, da war doch was. Was ist mit den Randalen und der daraus folgenden Debatte? Die Tagezeitungen überschlagen sich mittlerweile mit Analysen und Diskussionen rund um die FBM und der Frage wie man mit Rechten Verlagen umgehen soll. Doch in allen Berichten die ich bisher gelesen habe wurde nichts von den Ereignissen erwähnt. 
„Nun gut“, sage ich mir, „Es ist ja nicht jeder Blogger politisch interessiert oder hat es auch einfach nicht mitbekommen.“ Zu diesem Zeitpunkt war ich noch zuversichtlich, dass in den folgenden Tagen das Thema noch ausreichend aufgegriffen wurde, immerhin war es ja nur ein paar Monate her, als der Hashtag #Bloggergegenrechts für Aufsehen sorgte und auch von vielen Bloggern, auch aus dem Jugendbuch und Fantasy Bereich thematisiert wurde.
Derweil wird die Berichterstattung in den Tageszeitungen deutlicher. Sowohl rechte, als auch linke Gruppierungen haben sich gegenseitig angebrüllt und sind auch vereinzelt tätlich geworden. Die Rechten mal wieder mehr als die Linken, obwohl es auch aus diesem Lager tätliche Angriffe gab, was die rechte Szene natürlich dankbar ausnutzt um sich selbst in die Opferrolle zu setzten und so ihren rassistischen Mist noch besser zu verbreiten. Letztendlich lässt sich kaum noch sagen „wer angefangen hat“. Mich persönlich beschäftigt, wie viele andere eher die Frage  „Wie hätte das verhindert werden können?“

 

Dienstag 25.10.

Ich warte immer noch

 

Mittlerweile ist mehr als eine Woche vergangen. Die Flut an Messeberichten ist größtenteils schon wieder versiegt und nicht ein einziges Mal, habe ich einen Beitrag gesehen der die Vorfälle anspricht. Erst eine gezielte Suche führte traurige 3 Beiträge von Bloggern dazu zu Tage. Ich bin zutiefst enttäuscht. Mir ist bewusst, dass Politik nicht jedermanns Sache ist und das Einige ihren Blog Politik freihalten möchten und das ist ja auch ihr gutes Recht. Auch kann ich verstehen, dass direkt nach der Messe die ganze Sache noch an vielen vorbeigegangen ist. Aber mittlerweile sollte es doch fast jeder Buchinteressierte mitbekommen hat. Ich habe nicht mal ellenlange Blogbeiträge (wie diesen hier, sorry wegen der Länge) rund um die Thematik erwarte, auch keine großen Blogübergreifenden Diskussionen und Debatten oder dass sich jeder Blogger positioniert. Aber das diese Ereignisse in den zahlreichen Messeberichten nicht mal mit einem Einzigen popligen Satz erwähnt wurde finde ich traurig. Klar, viele Messebesucher haben auf der Messe selbst nichts davon mitbekommen, aber wäre es nicht dennoch im Nachhinein zu mindestens erwähnenswert gewesen? Dies soll kein Vorwurf an einzelne Blogger sein, denn all die oben genannten Gründe leuchten mir ein, dass viele sich lieber raushalten. Was macht enttäuscht ist, dass die Blogggergemeinschaft in ihrer Gesamtheit so still ist. Auf Twitter mag zwar fleissig gezwitschert worden sein, aber außerhalb herrscht Totenstille.

Die Buchbloggerszene schweigt und zu mindestens auf dem Dashboard ist die FBM weiterhin eine heile Welt. Ich bin ehrlich, ich habe auch keine wahre Lösung für den Umgang mit den neuen rechten und bin mir auch nichts sicher, dass der Ausschluss der rechten Verlage sinnvoll ist (was rechtlich gesehen auch nicht möglich wäre), denn das nutzen die Rechten nur allzu dankbar aus und positionieren sich in die Opferrolle was ihnen im schlimmsten Fall weiteren Zulauf beschert.
Wo die Messeleitung jedoch ganz klar versagt hat ist, zu einem, dass sie linke und rechte Verlage direkt nebeneinandersetzt und Spannung damit vorprogrammiert und dass sie zulässt, dass Leute wie Höcker auftreten, wo jedem mit gesunden Menschenverstand klar ist, dass in diesem Kielwasser allerhand brauner Mist die Messe betritt. Damit geben sie nicht nur den Rechten eine größere Bühne als sie verdienen, sondern gefährden auch die restlichen Besucher. Man kann die rechten nicht tot ignorieren, aber man darf ihnen auch keine allzu große Bühne bieten. Ich denke der Mittelweg ist gefragt, aber die Messe hat sich für eine große Aufmerksamkeit entschieden. 
Wie gesagt das Thema ist schwierig und ich habe keine alleinige Lösung und erwarte auch von niemand anderem, dass er sie hat, aber ich hätte es schön gefunden, wenn die Ereignisse zu mindestens Erwähnung gefunden hätten. Dieser Beitrag ist bewusst provokativ, denn ob wir es wollen oder nicht: Unsere schöne Buchbloggerbubble hat Risse bekommen und wir können uns nun entscheiden ob wir das ansprechen und eine offene Diskussion führen in der jede Meinung zählt, oder ob wir notdürftig die Risse flicken und darauf warten, dass etwas Größeres passiert.