(Verlagstext)
Midas, König von Phrygien, befreit tief im Wald einen Satyren aus eisernen Fesseln, in denen er gefangen liegt. Doch tut Midas das nicht ohne Eigennutz, denn er erkennt in dem Satyr Silenos, den Lehrer des Gottes Dionysos. Aus Dankbarkeit gewährt der Gott des Weins dem Herrscher einen Wunsch. Naiv und begierig auf Reichtum wünscht Midas sich, dass was immer er berührt zu Gold werden möge. Aber der arme König wird bald herausfinden, dass man Gold weder essen noch trinken kann…
Darüber wie hübsch die Cover der Reihe sind, brauche ich, glaube ich, gar nicht mehr reden. Interessant finde ich bei diesem Cover hingegen die Wahl der Atmosphäre und Stimmung des Bildes. In dieser Illustration wirkt König Midas weniger wie der belächelte Narr, der er im Mythos ist, als eher wie eine tragische Figur. Passt vielleicht nicht ganz zu Midas Charakter, unterstreicht dafür aber die heutige Interpretation des Mythos, man solle aufpassen, was man sich wünscht.
Ein weiterer Comic der Mythen der Antike Reihe, der seinen Weg in mein Regal gefunden hat, ein weiteres Abenteuer in der griechischen Mythologie. Dieses Mal geht es weder um ein Gott, noch um einen Heroen, sondern um einen eher unrühmlichen König: Die Rede ist von König Midas.
König, Narr, Musikbanause
König Midas ist eine Figur, die den meisten beim Stichwort Mythologie wahrscheinlich nicht gerade als Erstes einfallen würde, wohl auch nicht als Zweites oder Drittes, von der man aber trotzdem irgendwie schon mal gehört hat, also zumindest von Midas und dem Gold. Dass es noch einen weiteren Mythos rund um Midas, einen Musikwettstreit und ein Paar Eselohren gibt, welches sogar der Ursprung der Redewendung “Binsenwahrheit” ist, ist weniger bekannt.
Die Graphic Novel erzählt beide Mythen und verknüpft sie geschickt durch Hermes und Apollo als Beobachter, wobei als Vorbereitung zum Musikwettstreit noch Hermes Kindheit und wie der die Leier erfand, geschildert wird. Auf diese Weise ergeben drei eigentlich relativ für sich allein stehende Mythen ein harmonisches Gesamtbild mit rotem Faden eine Erzählweise, die ich z. B. bei Dionysos vermisst habe und hier nur loben kann.
Etwas weniger gut fand ich die Visualisierung der Graphic Novel. Größtenteils leistet Stefano Garau, wie auch schon seine Künstlerkolleg*Innen zuvor gute Arbeit. Doch hin und wieder entgleisen den Figuren wortwörtlich die Gesichtszüge. Hier ein paar Beispiele (Mit einem Klick könnt ihr die Bilder vergrößern):
Mythen der Antike: König Midas von Luc Ferry, Clotilde Bruneau und Stefano Garau, Splitter Verlag, 2021, S. 14, 27 u. 36.
Beim ersten haben wir Midas, der bereits erkannt hat, dass seine Gabe ein Fluch ist und sich nun davor fürchtet, was passiert, wenn er seine Kinder, die auf ihn zurennen, berührt. Sein Gesicht lächelt aber dabei und die Umarmung danach wirkt, als würde sie von ihm ausgehen. Im nächsten Beispiel ist Apollo überrascht, grinst dabei aber unverständlicherweise wie ein Honigkuchenpferd, während die beiden Zuschauer im letzten Beispiel, die laut Sprechblasen gerade lachen, ernste Mienen aufsetzten.
Solche kleinen Ausrutscher, wo Mimik/Gestik nicht zur Situation passen finden sich immer wieder und sind für mich der Grund einen Punkt an meiner Wertung abzuziehen.
Erzählerisch überzeugt der Band auf ganzer Linie. Durch geschickte Verknüpfungen werden hier mehrere Mythen anschaulich als eine runde Geschichte erzählt. Optisch muss ich jedoch einen Punkt abziehen, da an einigen Stellen die Mimik und Gestik der Figuren nicht zur entsprechenden Situation passen.
► Teilzeithelden
► Das Bambusblatt
► Der Büchernarr: 3/5
► Bellas Wonderworld: 5/5