(Verlagstext)
Julie kann es nicht fassen: Statt die ersten Tage am College zu genießen, beaufsichtigt sie plötzlich eine 13-Jährige, die keinen Schritt ohne die lebensgroße Pappfigur ihres Bruders Finn unternimmt. Zugegeben, ihres sehr gut aussehenden Bruders Finn. Der befindet sich zwar gerade auf Weltreise, schreibt aber E-Mails, die Julies Knie butterweich werden lassen. Doch wieso zögert er seine Rückkehr immer weiter hinaus? Weshalb stört sich niemand an seinem platt gedrückten Doppelgänger? Und verliebt Julie sich tatsächlich gerade in eine Pappfigur?
Unentschieden. Sie hauen mich zwar Beide nicht um, aber ich habe auch nichts auszusetzten. Beide betonen die Typografie auf ihrem Cover und bei Beiden passt die jeweilige Gestaltung ganz gut zum Stil dieses Buches.
(Achtung: Dies ist eine Rezension zu einem Buch, das mit der Goldenen Dolores ausgezeichnet wurde. Die goldene Dolores, benannt nach dem wohl unaustehlichsten Charakter im Buchuniversum, Dolores Umbridge, ist ein von mir verliehener Preis an ganz besondere Bücher. Nämlich an die Nervigen und Abstrusen, die voller Kitsch und/oder Logikfehler. Die bei denen man die Protagonisten anschreien möchte und bei denen man eine rote Stirn von den vielen Facepalms bekommt, kurzum solche Bücher, bei denen sich die Nägel hochrollen. Dementsprechend werden sie von mir mit einer gehörigen Portion Sarkasmus und Ironie rezensiert. (Mehr Infos zur Goldenen Dolores findet ihr hier)
Oh Julie
Das fing schon in den ersten zwei Kapiteln an, wo Julie von ihren alten Freunden und ihrer ehemaligen Highschool erzählt und betont wie unglaublich dämlich und hinterblieben die doch alle waren. Und der Unterricht war ja auch unglaublich langweilig und viel zu unanspruchsvoll für unsere Super Akademikerin Julie. Sie behauptet sogar wortwörtlich, dass sie nun endlich nicht mehr ihr Vokabular an das niedrige Niveau der Anderen anpassen müsste. Diese Arroganz!!! Abartig! Dabei spricht sie wie jeder andere Jugendliche auch, ihre Sprache ist genauso, wie von jeder anderen beliebigen Jugendbuchheldin. Und das Beste ist, sie hält sich für die super Intelligente, aber als Roger von seiner Forschung erzählt versteht sie nur Bahnhof. Dabei sagt Roger ziemlich deutlich was er macht, er untersucht das Immunsystem von Garnelen um in der Zucht künftig weniger Antibiotika einsetzen zu müssen. So schwer zu verstehen ist das nicht, oder?
Allgemein ist sie ziemlich gemein zu Matt, der immer höflich und nett zu ihr ist. Doch Julie hat nicht besseres zu tun als konsequent seinen Kleidungs- und Lebensstil zu kritisieren und zu verhöhnen. Sie sagt z.B. (wieder wortwörtlich) wie unnormal es ist, dass Matt nie abends außer Haus geht, aber selbst will sie ihn auch nicht zur Party einladen, er könnte ja zu irgendeinem nerdigen Buchstabierwettbewerb gehen, denkt sie sich (ja das steht genau so in dem Buch!)
„Dieses Kind fiel aus lauter falschen Gründen auf. Ob es einem nun passte oder nicht, andere Kinder achteten darauf, wie man aussah, und Celeste sah … falsch aus.“
Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte, Jessica Park, Loewe Verlag S. 76.
Das große Geheimnis, das keins ist
„Not until she forces a buried secret to the surface, eliciting a dramatic confrontation that threatens to tear the fragile Watkins family apart”
Pseudowitze
Das alles ist ziemlich schade, denn die Grundidee und das Familienportrait das hier gezeichnet wird, die Auswirkungen von Trauer und Verlust sind eigentlich sehr gut und eindringlich geschildert. Mit einer anderen Umsetzung, wäre diese Idee ein tolles, eindringliches Buch geworden. So ist es leider nur eine grottenschlechte Umsetzung eines emotionalen und interessanten Stoffs.
Die Thematik ist interessant und eindringlich und definitiv etwas Besseres verdient, denn leider ist die Umsetzung dank einer abartigen Protagonistin, einer vorhersehbaren Handlung und einer gezwungenen Sprache einfach nur fürchterlich.
+
Cherry
Hahahaha, herrlich, ein Hoch auf die Hall of Shame 😀
Ich hab eben im Blogroll nicht schlecht geguckt, als deine Besprechung zu einem von mir längst vergessenen Buch auftauchte. Schnell hab ich mal nachgeschaut, wie meine Meinung damals ausfiel, denn ich wusste nur noch, dass ich nicht begeistert war. Lange Rede kurzer Sinn: Ich habe Julie auch gehasst, genau aus den Gründen, die du hier ansprichst, und ich bin fast erleichtert, mich nach so langer Zeit noch bestätigt zu sehen, da es damals, als es erschien, so in den Himmel gelobt wurde.
Also, danke für diese Ladung Hass, die ich sehr genossen habe xD
Miss PageTurner
Huhu =)
Du müsstest mal meine HoS Rezension zu Das Reich der sieben Höfe: Flammen und Finsternis lesen, da habe ich Aggressionen ausgelassen xD
Aber schön, dass ich mit meiner Meinung nicht alleine bin, man findet ja wirklich fast nur Lobpreisungen.
LG Miss PageTurner