(Verlagstext)
Helen Franklins Leben nimmt eine jähe Wende, als sie in Prag auf ein seltsames Manuskript stößt. Es handelt von Melmoth – einer mysteriösen Frau in Schwarz, der Legende nach dazu verdammt, auf ewig über die Erde zu wandeln. Helen findet immer neue Hinweise auf Melmoth in geheimnisvollen Briefen und Tagebüchern – und sie fühlt sich gleichzeitig verfolgt. Liegt die Antwort, ob es Melmoth wirklich gibt, in Helens eigener Vergangenheit?
Das Cover war das Erste, was meinen Blick auf Melmoth zog. Wunderschön, aber auch geheimnisvoll zog es mich sofort in seinen Bann. In Echt ist es sogar noch schöner, denn manche Parts sind mit einer blauen Metallic Folie bedeckt und schimmern mysteriös im Licht. Auch unter dem Schutzumschlag, kann es sich sehen lassen, denn auch hier begrüßen uns metallisch schimmernde Federn. Alles in allem ist die Aufmachung wirklich gelungen, Hut ab.
Ein sprachliches Meisterwerk
Zudem gelingt es der Autorin, eine intensive, vor Anspannung trotzende Atmosphäre zu erschaffen. Die Umgebung, die sie schafft, fühlt sich dicht, wie eine dunkle Regenwolke an, voller Tragik und den Fragen nach Sünde und Schuld. Die Kulisse Prag wirkt dabei weniger als malerische Goldene Stadt, sondern vielmehr wie ein verhängnisvoller Ort, verliert dabei aber nicht seinen Wiedererkennungswert.
Eine Erzählung auf vielen Ebenen
Doch nicht nur sprachlich hebt sich Sarah Perry von der Masse ab. Auch Erzählerisch ist Melmoth recht eigen. Erwartet habe ich eine moderne Adaption des Schauerrmärchens, welches im England des 19. Jahrhunderts so populär war (und in Austens Northanger Abbey wundervoll parodiert wird) und zu denen auch das 1820 erschienene Melmoth der Wanderer von Charles Robert Maturin, welches unzweifelhaft als Inspiration für Perrys Roman diente, gehört. Ich erwartete, dass das Buch mit denselben typischen Elementen dieser Literaturgattung spielen würde und Melmoth und ihre Geheimnisse das Zentrum der Ereignisse sein würde.
Zunächst erschien diese Erwartung erfüllt zu werden. Helen erhält ein geheimnisvolles Manuskript und spürt im Verlauf der Handlung weitere schriftliche Überlieferungen von Melmoth auf. Diese Überlieferungen nehmen einen Großteil des Buches ein und haben mir besonders gut gefallen. Es berichten unterschiedliche Leute von ihren Begegnungen mit Melmoth und welche Schuld sie auf sich geladen haben, dass diese überhaupt erscheint.
Doch ab der Hälfte des Romans wird klar, dass diese Geschichten, trotz ihres großen Anteils, nicht das Zentrum der Geschichte sind,auch Melmoth ist, wenn auch bedeutsam, nicht der eigenhändige Fokus. Vielmehr ist es eine Erzählung über Schuld, Sünde und eine Aufzeichnung wie Menschen mit diesen Umgehen und das über die Zeit hinweg geschildert.
Prinzipiell hätte ich dagegen nichts einzuwenden gehabt, doch leider verpasste die Autorin für mich den Moment, mich für diese Thematik zu öffnen. Das lag zum einen daran, dass für mich die Verknüpfungen zwischen Manuskripte und Gegenwart, die über den gemeinsamen Nenner Melmoth hinausgehen zu rar und zu spät gesät wurden. Durch die Sprache bedarf es bei diesem Buch ohnehin mehr Konzentration, und durch die zunächst sprunghaft erscheinende Handlung, erschließen sich Zusammenhängen erst relativ spät. Dabei entsteht jedoch auch kein interessanter Spannungsbogen, sondern ich hatte eher das Gefühl, dass alles gewollt kryptisch sein sollte. In einer spannenden Erzählung werden mehr oder weniger offensichtliche Hinweise über die gesamte Handlung hinweg gestreut, um am Ende den Zusammenhang verstehen zu können. Bei Melmoth fühlte es sich eher so an, als hätte mir die Autorin sämtliche Hinweise vorenthalten, und präsentiert mit den Zusammenhang am Ende kommentarlos, sodass ich am Ende mehr Fragezeichen, als vorher im Kopf hatte.
Melmoth in anspruchsvolles, modernes Schauermärchen, voll sprachlicher Eleganz, dass sich zu meiner Enttäuschung jedoch mit Voranschreiten der Handlung immer weiter von der Schauerliteratur entfernt und stattdessen sehr verworren und gezwungen kryptisch wird. Das Buch wird seine Liebhaber finden, leider jedoch nicht in mir.
Ronja
Ahoi Sandra,
jetzt habe ich auf jeden Fall Lust, Northanger Abbe zu lesen!
Das Ende kam wirklich ziemlich überraschend und aus dem Nichts, aber das störte mich nicht so sehr, wie die depressive Stimmung ^^ Und was ich mich auch frage: Diese Leute, die mit Melmoth gegangen sind (wie die Frau, die auf den Scheiterhaufen gesollt hätte) – was genau haben die erlebt/ wie ging das/ was wurde letztlich aus ihnen?
Liebe Grüße, Ronja von oceanloveR
P.S.: Danke für die Verlinkung 🙂
Miss PageTurner
Tu es =D Ich fand es Austens witzigstes Buch
Ja, da hast du recht, es wirkte auch recht konstruiert dass ER gerade jetzt wo Helen sich damit auseinander setzt plötzlich nach Jahren auftaucht. Und die Fragen die du aufzählst brennen mir auch unter den Nägeln, ohnehin habe ich einfach einen viel stärken Fokus auf Melmoth selbst und ihre Geheimnisse erwartet.
LG Sandra