Miss Pageturner Buchblog Rezension, Foto vom Buch "The Hollow Places" von T. Kingfisher.

Buchinfo

Eichborn|| Orig. The Hollow Places || Einzelband || 368 Seiten
Et.: 29.11.24 || Übersetzerin: Sonia Bonné || 978-3-8479-0164-8
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(Verlagstext)
Kara freut sich darauf, in dem wirklich sehr kuriosen Kuriositätenkabinett ihres Onkels auszuhelfen. Doch als sie dort eines Tages ein mysteriöses Loch in der Wand entdeckt, nimmt ihr Leben eine dramatische Wendung. Sie beginnt, die Gänge hinter der Wand zu erkunden – zusammen mit Simon, dem exzentrischen Barista aus dem Café. Das Loch erweist sich als Portal in eine wenig einladende parallele Welt, in der tückische Weidenbäume ein Eigenleben führen und unheimliche Gestalten hausen, von denen die meisten nicht gerade wohlgesonnen sind. Wenn man jetzt nur wüsste, wo nochmal der Ausgang war …

Miss Pageturner Rezension Überschrift Coververgleich.

Endlich mal wieder ein Coverbattle =D In letzter Zeit hatte ich ja einige Bücher, die das Originalcover übernommen hatten. Gut, das deutsche Cover wurde auch übernommen, nämlich von der UK Ausgabe, aber rechts sehr ihr die originale US Ausgabe. Sieger ist für mich die deutsche/Uk Ausgabe. Das original nimmt zwar Bezug zur Handlung, wirkt aber sonst ziemlich langweilig auf mich und könnte auch zu jedem x-beliebigen Thriller gehören.
Das deutsche hat jetzt zwar weniger inhaltlichen Bezug, sieht aber einfach besser aus, wenn ihr mich fragt und macht euch deutlich neugieriger.

Miss Pageturner Rezension Überschrift Meine Meinung zum Buch.

T-Kingfisher ist für mich eine der Entdeckungen der letzten zwei Jahre. Wie man einen Prinzen tötet und Was die Toten bewegt haben mit beide gut gefallen und daher wanderte auch dieses Buch gleich auf die Wunschliste, als ich es entdeckte.

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Eins vorweg: Ich werde bei dieser Rezension nicht komplett ohne Spoiler auskommen, aber keine Angst, diese sind versteckt. Was nicht markiert ist, kann bedenkenlos gelesen werden, ebenso das Fazit.

Schon auf den ersten Seiten erwartete mich eine angenehme Überraschung: Protagonistin Kara ist keine, wie ich erwartet hatte, Mittzwanzigerin, oder gar Teenagerin, sondern eine Mittdreißigerin. Ein Hoch auf mehr Protagonist/innen jenseits der 29 im Fantasy Bereich! Die frisch geschiedene Kara zieht also aufgrund mangelnder Alternativen bei ihrem Onkel ein, der ein Kuriositätenkabinett betreibt, das alle im Ort das Wundermuseum nennen. AN diese Stelle geht ein Herz raus an Onkel Earl, der zwar an Verschwörungstheorien glaubt, aber gleichzeitig deutlich toleranter, als die meisten Amerikaner ist, denn er gesteht jedem zu an das zu glauben, was er oder sie will, selbst wenn das mit seinen eigenen Vorstellungen kollidiert.
Nachdem ich als Museologie schon in den ersten Kapiteln drei Herzinfarkte, ob des “Katalogisierungssystems” (ehrlich, das verdient dieses Wort eigentlich nicht) von Kara hatte und mich schon heftig gruselte, folgt auch ziemlich schnell der Eintritt in die fremde groteske Welt. Man muss also nicht lange auf Spannung warten.

Insgesamt fand ich die erste Hälfte des Buches richtig gut. Kingfishers Schreibstil lässt wieder wunderbar das Kopfkino laufen, und die Weidenwelt war herrlich grotesk udn faszinierend und dazwischen ein paar gute Schockmomente, manche mit Bodyhorror-charakter, der mich an Juni Ito erinnerte, Love it!
Auch Kara und Simon konnten mich zunächst überzeugen. Sie waren mir angenehm sympathisch, und im Gegensatz zu vielen anderen Horrorfiguren verhalten sie sich nicht komplett blauäugig. Sie wissen, dass sie in einer potenziell gefährlichen Situation stecken, und versuchen zumindest vorsichtig an die Sache ran zu gehen (dass sie trotzdem durch ominöse Loch krabbeln, na gut, sonst gäbe es dieses Buch ja nicht).

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Doch dann gibt es einen Cut in der Handlung und ab dann geht es leider, leider bergab.
Denn zu meiner Überraschung gelingt es unseren Protagonisten schon nach ca. der Hälfte des Buches, die Weidenwelt wieder zu verlassen. Was folgt ist seitenlange Aufarbeitung des Erlebten, indem man ein bisschen darüber plaudert und darüber nachdenkt, wie man dieses Loch in der Realität wieder stopfen kann. So wirklich dringlich erscheint das aber alles nicht. So hat Kara zum Beispiel ein Buch gefunden, dass möglicherweise wichtige Informationen zu den anderen Welten enthält, hat aber keine Lust es zu lesen, weil es traurig sein könnte. Auch sonst passiert kaum etwas und es wird zwar immer wieder gesagt, wie schrecklich das in der Weidenwelt war, aber auch hier, hatte ich nicht den Eindruck, dass die Protagonisten wirklich ernsthaft sich damit auseinandersetzt, was am Ende der Weidenwelt ein ganzes Stück ihres Schreckens nahm.

Dazu kommt, dass ich mit Fortschreiten der Handlung ernsthaft mit Kara rang. Sie ist die Art von Mensch, die Dinge, die sie nicht wahrhaben will einfach ignoriert. Wie ein Kind, dass sich bockig die Finger in die Ohren steckt, weigert sie sich lange anzuerkennen, wofür es eindeutige Hinweise gibt, einfach weil sie nicht will, dass es so ist. Noch dazu, scheint sie echt nicht die hellste Kerze auf der Torte zu sein, Simon auch nicht. Beide brauchen ewig, um zu begreifen, wie die Weidenwelt funktioniert und überhaupt in Erwägung zu ziehen, dass da noch mehr ist. Während man als Leser/in nur noch darauf wartet, dass bei ihnen endlich der Groschen fällt, laufen sie weiter durch die Gegend und wundern sich. Selbst wenn sie Beweise direkt vor der Nase haben, kommen sie einfach nicht auf die naheliegendsten Lösungen, sondern reimen sich irgendwas Krudes zusammen.
Besonders frustrierend wird es, wenn es um die Ursache des Ganzen geht. Die Autorin gibt schon sehr früh den Hinweis darauf, wer oder was der Übeltäter ist. Ehrlich gesagt war das auch schreibhandwerklich nicht gut gemacht, denn die Erwähnung ist so kontextlos in der Szene, dass einem als Leser/in absolut klar ist, dass es sich hier um was Besonderes handeln muss. Und als sei das noch nicht genug, lässt Kingfisher Kara dann wirklich gefühlt alle 30 Seiten wortwörtlich darüber stolpern, aber natürlich ohne dass sie es kapiert.
Ich hab wirklich einen Hass auf diese Otterstatue bez. Karas Stumpfsinn. Im Ernst, wie oft musste dieses blöde Ding ihr noch auf die Füße fallen, bevor sie es endlich kapiert? ARGH
Es braucht am Ende über 300 Seiten von der ersten Erwähnung des Übeltäters, bis es bei Kara endlich Klick macht, wobei auch das nicht aus eigener Überlegungen heraus, sondern weil es/sie/er sich zu erkennen gibt. Das hat mich echt wahnsinnig gemacht.

Das Finale war dann leider auch ziemlich lahm. Schon als sie die Weidenwelt verlassen haben dachte ich mir “Bitte, bitte geht wieder zurück. Bitte kein Showdown im Museum” aber natürlich gab es den Showdown im Museum *seufz Es kam bei mir weiterhin kein wirkliches Gefühl der ernsthaften Bedrohung rüber, trotz Verfolgungsjagd. Tatsächlich war am Ende das gruseligste, wie salopp das amerikanische Gesundheitssystem verdeutlicht wurde, in dem man mit einem völlig kaputten Knie leben muss, weil man sich schlicht die Behandlungskosten nicht leisten kann.

Miss Pageturner Rezension Überschrift Fazit zum Buch.

The Hollow Places startet stark mit einer faszinierenden, grotesken Parallelwelt und einigen gelungenen Horrorelementen, verliert aber in der zweiten Hälfte spürbar an Spannung. Die Protagonist/innen brauchen quälend lange, um offensichtliche Zusammenhänge zu erkennen, was bei mir das Lesevergnügen deutlich trübte. Auch das Finale wirkte leider unspektakulär. Damit bleibt The Hollow Places trotz seines tollen Beginns hinter seinem Potenzial zurück.
Ich vergebe wohlwollend noch 4 Punkte, würde ich aber halbe vergeben, wären es eher 3,5.

Überschrift: Bewertung
Miss Pageturner Rezension Bewertung Skala: vier von sechs Punkte.
Miss Pageturner Rezension Überschrift Andere Meinungen zum Buch.

Nooknerds
Olivia Grove: 2/5
Wörter auf Papier
Buchperlenblog: 4/5
Der Duft von Büchern udn kaffee: 3,5/5

Von T-Kingfisher ebenfalls von mir rezensiert:

Wie man einen Prinzen tötet