Buchinfo

Arctis || Orig. The Gilded Wolves || 1/3 || 448 Seiten
Et.: 23.08.19 || Übersetzer: Hanna Ch. Fliedner, Jennifer Thomas || 978-3-03880-026-2
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(Klapptext)
Paris zur Zeit der Weltausstellung 1898: Der wohlhabende Hotelier und Kunstexperte Séverin Montagnet-Alarie begibt sich mit einem Team aus Spezialisten auf die Suche nach einem besonders wertvollen Artefakt, dem Horus-Auge. Doch ihre Mission in das dunkle Herz der französischen Metropole ist voller Magie und Gefahren. Und was sie dort finden werden, dürfte die Welt verändern …

Mal davon abgesehen, dass grün meine Lieblingsfarbe ist und mich daher sofort angesprochen hat, ist das Cover auch sonst wunderschön. Simple, aber eindrucksvoll. Die Jugendstil Elemente passend zu der Jahrhundertwende sind kunstvoll und schön eingesetzt, toll.

In letzter Zeit bin ich sehr für Historische Fantasy zu haben und konnte in diesem Jahr meinem Regal in diesem Bereich auch so einige Bücher hinzufügen. Nun gesellt sich mit Die goldenen Wölfe ein Weiteres hinzu. Dieses Mal verschlägt es mich nach Paris zur Weltausstellung 1889.

Seid bereit für den Coup des Jahrhunderts

Mit großen Namen wirft das Magazin Kirkus Revies ums ich, als es Die goldenen Wölfe beschreibt: Eine Mischung aus Das Lied der Krähen und Dan Brown soll es sein. Auf Lied der Krähen Vergleiche gebe ich nichts, da dank des Hypes, ermüdenerweise jedes zweite Buch damit verglichen wird, aber der Hinweis auf Dan Brown machte mich neugierig. Jetzt wo ich das Buch gelesen habe, muss ich zugeben, dass inhaltlich diese Vergleiche durchaus gezogen werden können, leider jedoch nicht, was die Qualität angeht.

Der Vergleich mit Das Lied der Krähen lässt sich damit rechtfertigen, dass wir auch hier einen Haufen zusammengewürfelter Charaktere haben, die das Unmögliche schaffen sollen, einen aberwitzigen Coup, für den jedes Mitglied der Gruppe seine Fähigkeiten einbringen muss. Sehr gut gelungen ist es der Autorin, all ihren Charakteren etwas Individuelles zu geben, wobei mir Zofia am besten gefallen hat. Darüber hinaus sind sie wunderbar divers, was Ethnie und Sexualität angeht.
Doch wo Leigh Bardugos Werk von der Gruppendynamik lebt, will sich diese bei Die goldenen Wölfe nicht so recht entfalten. Die Autorin ist sichtlich bemüht, das Zusammenspiel ihrer Gruppe zu schildern, dennoch wirkt die Dynamik für meinen Geschmack zu konstruiert, Sprüche zu aufgesetzt und alle irgendwie etwas steif im Umgang miteinander. Bis zum Schluss, hat man trotz klasse Teamarbeit das Gefühl, das Severin und sein Trupp einander fremd sind und kein eingespieltes Team.

Kommen wir zu dem Dan Brown Vergleich. Auf den Spuren eins sagenumwobenen Artefaktes, werden unsere Helden mit allerhand Rätsel und Mythen konfrontiert. Prinzipiell haben mir diese sehr gut gefallen und sie zeigten auch, dass die Autorin gut recherchiert hat, allerdings kam mir die Lösung stets zu schnell. Nie bedurfte es mehr als ein paar Minuten nachdenken, bevor des Rätsels Lösung parat war, was das eigene Mitraten drastisch reduziert hat, wusste man noch, drei Zeilen später kommt die Antwort sowieso. Das ist schade, denn hier ging, meiner Ansicht nach viel Potenzial verloren.

Als dritten Kritikpunkt muss ich anbringen, dass das Worldbuilding leider auch zu wünschen übrig lässt. Roshani Chokshi gelingt es hervorragend das Paris der 1880er Jahre zu schildern. Die Atmosphäre und Stimmung der Stadt bringt sie eindrucksvoll zum Ausdruck, wenn’s jedoch um die magischen Aspekte geht, bleibt sie wage. Die Hintergründe zu den Häusern und den Babelfragmenten werden nur angedeutet und auch wie das Schmieden genau funktioniert und wo die Grenzen sind, ist mir auch nach Beenden des Buches nicht klar.

Die goldenen Wölfe hat wunderbare Ansätze und Ideen, kann in der Umsetzung aber nicht vollends überzeugen. Die Charaktere sind für sich gesehen toll gestaltet, funktionieren als Gruppe aber nicht ganz harmonisch. Auch geht vieles zu einfach, während andere Fragen offen bleiben. Es ist also noch Luft nach oben, dennoch denke ich, dass ich mir auch den zweiten Band mal anschauen werden.