Buchinfo

One (Bastei Lübbe) || Orig. The Kiss of Deception || 1/4 (3 im original) || 560 Seiten
Et.: 16.02.2017 || Übersetzerin: Barbara Imgrund || 978-3-8466-0036-8
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(Verlagstext)
Lia, älteste Tochter im Königshaus Morrighan, lässt ihre Heimat hinter sich, kurz bevor sie mit einem fremden Prinzen verheiratet werden soll. Als einfache Arbeitskraft heuert sie in einer Taverne an, wo sie zwei Männer kennenlernt, die sofort ihre Aufmerksamkeit erregen. Was sie nicht weiß: Beide sind auf der Suche nach ihr. Einer wurde ausgesandt, die Königstochter zu töten. Und der andere ist ausgerechnet jener Prinz, den sie heiraten sollte. Schnell fühlt sich Lia zu beiden hingezogen …

Miss Pageturner Rezension Überschrift Coververgleich.

Hier haben wir zuerst das deutsche Cover, was gleichzeitig auch das ursprünglich Originale ist, dann in der Mitte die Version der US Paperback Ausgabe und rechts die neue UK Version. Rein vom optischen gefällt mir tatsächlich das deutsche/Original am besten. Ich mag die sanften Farben und das Covermodel mit dem Blumenkranz, dass in die Ferne starrt, passt definitiv besser zu Lia, als das schwertschwingende Mädchen von Version zwei, denn wenn Lia im Buch eins nicht macht, dann irgendetwas Spannendes mit Schwertern. Das neue UK Cover ist nicht schlecht, von dieser Art gibt es mittlerweile jedoch auch schon zu viele, um das noch kreativ zu nennen.

Miss Pageturner Rezension Überschrift Meine Meinung zum Buch.

(Achtung: Dies ist eine Rezension zu einem Buch, das mit der Goldenen Dolores ausgezeichnet wurde. Die goldene Dolores, benannt nach dem wohl unaustehlichsten Charakter im Buchuniversum, Dolores Umbridge, ist ein von mir verliehener Preis an ganz besondere Bücher. Nämlich an die Nervigen und Abstrusen, die voller Kitsch und/oder Logikfehler. Die bei denen man die Protagonisten anschreien möchte und bei denen man eine rote Stirn von den vielen Facepalms bekommt, kurzum solche Bücher, bei denen sich die Nägel hochrollen. Dementsprechend werden sie von mir mit einer gehörigen Portion Sarkasmus und Ironie rezensiert. (Mehr Infos zur Goldenen Dolores findet ihr hier)

Achtung diese Rezension enthält massive Spoiler: Lesen auf eigene Gefahr

Der Kuss der Lüge ist ein Buch, das gefühlt jeder in der Buchszene schon gelesen hat, nur ich nicht. Es versauert schon seit 4 Jahren auf meinem SUB. Zum Glück habe ich mit der wunderbaren Lila dann doch noch jemand gefunden, der genauso auf dem Schlauch stand wie ich und gemeinsam wollte wir es dann wissen: Was steckt hinter dem Hype um die Chroniken der Verbliebenen?

 

Der Kuss der Langeweile

Ok, worum geht es? Prinzessin Arabella [weitere Füllnamen einfügen] Jezelia, kurz Lia, graust es vor der Hochzeit mit dem Prinzen des Nachbarlandes, den sie für einen hässlichen alten Sack hält. Daher lässt sie kurzerhand die Hochzeit, die für Frieden zwischen den beiden Ländern sorgen soll, platzen und reitet mit ihrer Zofe in den Sonnenuntergang um ein einfaches Leben zu führen. Das passiert ungefähr auf den ersten 50 Seiten und ganz ehrlich, an dieser Stelle hätte man das Buch auch beenden können, denn was danach kommt, ist eine Zumutung.
Prinzessin, Entschuldigung, jetzt Schankmädchen Lia lässt sich im Heimatdorf ihrer Zofe/beste Freundin nieder, das ist natürlich ein so gutes Versteck, dass keiner der Fährtenleser des Königs auch nur auf die Idee kommt, da mal nachzuschauen. Ach ja, ein aus einem fremden Land stammender Prinz, ein ebenfalls nicht ortskundiger Attentäter und Lias Bruder finden sie natürlich easy peasy, aber nicht die Leute des Königs, nein, die hat Schlaufuchs Lia mächtig ausgetrickst, indem sie einmal in die falsche Richtung ritt, clever.

Lia und Zofe/Papagai Pauline sind also problemlos in ihrem idyllischen Küstenörtchen angekommen und dann geht das Schankmädchenleben so richtig los. Über 300 Seiten lang erleben wir hautnah das packende Alltagsleben einer Tavernenbedienung. Wir als Leser*innen sind ganz nah drann, wenn Lia Zwiebeln schneidet, Wäsche wäscht, Most ausschenkt, im Teich baden geht (ohne sich um ihr königliches Hennatattoo zu scheren, was dann auch prompt ein Tavernenjunge entdeckt, uppsi), Beeren pflückt und wieder Most ausschenkt. Spannend! Ich dachte mir, wenn sie jetzt noch den Boden der Taverne schrubbt wird mein armes Herz vor Nervenkitzel aussetzten.

 

Lia und die Dudes

Doch ein YA-Fantasybuch wäre ja kein YA-Fantasybuch, wenn es nicht auch um die Liebe ginge. So träumt Prinzessin Tavernenbedienung Lia während sie so ihre Zwiebeln schnippelt von der großen Liebe, ihrem ersten Kuss und so weiter uns sofort. Toll für Lia, dass die Autorin das gute alte Liebesdreieck auspackt und gleich zwei Dudes ins Rennen schickt, die ohne Scheiß, sofort im ersten Moment als sie unsere Adlige undercover entdeckt haben, sich in sie verlieben, weil sie ja so “anders” ist. Zur Erinnerung: unsere Protagonistin ist ein Mädchen, das optisch wie alle anderen YA-Heldinnen beschrieben wird: gewöhnliche Figur, dunkle Haare, keine besonderen Merkmale außer ihr Schultertatto. Ihre Persönlichkeit entspricht der einer normalen rebellierenden Teenagerin und auch sonst hat sie keine nennenswerten Eigenschaften, aber natürlich ist sie eine ganz Special Snowflake und Prinz und Attentäter sind hin und weg.
Wo wir schon bei den beiden Herzensbrecher sind. Weil die Autorin es für einen coolen Move hielt, dass man als Leser*in lange nicht wissen soll, wer der Prinz und wer der Attentäter ist, gibt sie sich die allergrößte Mühe, die beiden nahezu gleich zu beschreiben. Im Ernst, bis fast zum Ende konnte ich die beiden Casanovas nicht auseinanderhalten, weswegen ich einfach bei Attentäter-Dude und Prinz-Dude bleibe.
Da die beiden Dudes Lia sowieso schon verfallen sind, gibt es nicht mal für Romantiker*innen wirklich etwas Interessantes. Lia schenk aus, die Dudes: applause! Lia geht einkaufen, die Dudes: applause! Lia steht in der Taverne rum und atmet, die Dudes: rasten völlig aus.

 

“Lest weiter, die letzten 200 Seiten sind die besten”

Schon nach dem ersten Drittel des Buches, waren Lia und ich bedient, nun wurde uns aber gesagt die letzten 200 Seiten, seien das eigentliche Highlight des Buches, also hielten wir (immer wieder die jeweils anderes aus dem Schlaf stubsend) durch und lasen weiter.

Lia wird irgendwann damit konfrontiert, dass das Nachbarland das Ablasen der Hochzeit nicht so geil fand und dass das Bündnis, welches dazu da war gegen einen gemeinsamen Feind Stärke zu demonstrieren, nun zerbrochen ist. Und dann fallen auch noch Räuber aus ebenjenem dritten Land (ich halte mich nicht mit konkreten Namen auf, da auch das Worlduilding nur aus einer Karte und sonst nichts bestand) in Lias Heimatland ein. Oh Schreck, damit hätte ja nun wirklich niemand rechnen können, am allerwenigsten unsere Prinzessin. Doch bevor Lia heulend nach Hause zurückrennen kann, wird sie vom Attentäter Dude entführt.
Für einen kurzen Moment sieht es aus, als ob jetzt endlich Spannung aufkommt, doch schon in der nächsten Sekunde ist dieser Moment schon wieder vorbei. Denn während Attentäter Dude Lia in sein Heimatland schleppt, ist die Autorin fest entschlossen uns an jedem Tag und jedem Detail der einmonatigen Reise teilhaben zu lassen. Das heißt wir dürfen schon wieder auf 200 Seiten lesen, was Lia so tut, nämlich reiten, essen, pinkeln, den übergriffigen Attentäter Dude abwehren und anhimmeln zugleich. Danke Frau Perason, dass ich keinen Moment dieser Reise verpasst hab. Am Ende gibt es dann einen Cliffhanger, der daraus besteht, dass der unsterblich verliebte Prinz Dude den strahlenden Helden spielen will, doch anstatt Lia zu retten in den ersten drei Sekunden, nachdem er sie eingeholt hat, selbst gefangen genommen wird. So viel also zu seiner zuvor dreitausendmal betonten militärischen Ausbildung *facepalm*

 

Miss Pageturner Rezension Überschrift Fazit zum Buch.

Der Kuss der Langeweile, äh Lüge ist wie gemacht für jeden, der Einschlafprobleme ha oder schon immer wissen wollte, was ein Schankmädchen so den lieben langen Tag tut. Wer aber sowas wie Spannung, ausgearbeitete Charaktere und ein echtes Worldbuilding sucht, kann dieses Buch getrost ungelesen lassen. Hätte ich halbe Punkte, wären es nur 1,5 geworden. 0,75 für den Schreibstil, 0,75 für alles Andere.

Miss Pageturner Rezension Bewertung Skala: zwei von sechs Punkte.

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Miss Pageturner Rezension Überschrift Andere Meinungen zum Buch.

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