(Verlagstext)
LONDON, ENGLAND: In den Straßen geht des Nachts das Grauen um. Unerklärliche Todesfälle ereignen sich, Menschen verschwinden und um die Ecken wabern Schatten, die sich nur zu oft in tödliche von Geisterwesen ausgesandte Plasmanebel verwandeln. Denn seit Jahrzehnten wird Großbritannien von einer wahren Epidemie an Geistererscheinungen heimgesucht. Überall im Land haben sich Agenturen gebildet, die in den heimgesuchten Häusern Austreibungen vornehmen. Hochgefährliche Unternehmungen bei denen sie, obwohl mit Bannkreisketten, Degen und Leuchtbomben ausgerüstet, nicht selten ihr Leben riskieren.
So auch die drei Agenten von LOCKWOOD & CO. Dem jungen Team um den charismatischen Anthony Lockwood ist allerdings bei einem Einsatz ein fatales Missgeschick passiert. Um die Klage abwenden und den Schadenersatz dafür aufbringen zu können, müssen die drei Agenten von LOCKWOOD & CO. einen hochgefährlichen und zutiefst dubiosen Auftrag annehmen. Dieser führt sie in eines der verrufensten Herrenhäuser des Landes und stellt sie auf eine Probe, bei der es um nichts weniger als Leben oder Tod geht …
Hm, unentschieden. Beide Cover sind ok? Das Original macht vielleicht etwas deutlicher, worum es in dem Buch geht, das deutsche wiederum spricht mich von der Ästhetik her mehr an, wenngleich ich beide ganz nett, aber eben nicht überragend finde. Beide Cover sind solche, die besser zusammen mit den anderen der Reihe, als für sich alleine wirken.
Ich muss euch etwas gestehen: Dieses Buch lag seit ca. 8 Jahren auf meinem SUB (und ist dabei, zu meiner Schande, noch nicht mal das älteste SUB Buch 🙈). Doch dank der Friends’ Choice Challenge landete es nun auf meiner Leseliste 2023 und da ja im Januar die Netflix Serienadaption erschienen ist, griff ich nun endlich nach diesem Buch, von dem ich auch zuvor fast nur Lob gehört hatte. Doch hat es auch mir gefallen?
Mimimi, Erwachsene sind doof
Fangen wir, wie eigentlich immer, mit der Idee und dem Worldbuilding an. Wir befinden uns in London der sagen wir mal 90er oder frühen 2000er Jahre, so genau kann man das nicht sagen, da nirgendwo eine Zeitangabe in dem Buch zu finden sind. Da aber Fernseher erwähnt werden, Computer, Handys oder gar Smartphones jedoch nicht, gehe ich eben von den 90er oder frühen 2000er aus. Seit ein paar Jahrzehnten wird London bez. Großbritannien vom sogenannten Problem geplagt. Allerhand Geister suchen die Lebenden heim und können bei Berührung eine tödliche Krankheit übertragen. Ob dieses Phänomen nur in Großbritannien, oder auch dem Rest der Welt auftritt, wird nicht erwähnt. Die Geister können vor allem von Kindern wahrgenommen werden, Erwachsene spüren zwar die Auswirkungen, können sie aber weder sehen, noch hören. Daher ging man dazu über, in sog. Agenturen die Kinder zu Ghostbuster Jr. auszubilden und in den Kampf gegen die Geister zu schicken normalerweise in Begleitung eines Erwachsenen, der die strategische Leitung der Mission übernimmt.
In der Agentur, in der unsere Protagonistin Lucy arbeitet, ist dies jedoch anders, hier gibt es keine Erwachsenen, sondern nur sie und die Jungs Anthony Lockwood und George Cubbins. Zu dritt bekämpfen sie wütende und rachsüchtige Geister und versuchen ihre Agentur Lockwood und Co. nach ganz oben zu bringen.
Und hier fängt leider schon mein Problem mit dem Buch an. Während ich mir vorstellen kann, dass die Hauptzielgruppe von 10-16-Jährigen es super spannend finden, wie unsere drei Helden nicht nur wagemutig gegen Geister kämpfen, sondern sich auch gegen die Erwachsenen auflehnten, fühlte ich mich beim Lesen viel zu alt für das Buch. Tatsächlich hatte ich ganz schön viele Fragen im Kopf: Warum zum Beispiel geht niemand in die Schule? Warum stört es keinen, wenn drei Minderjährige völlig alleine in einem Haus leben? Wie kann Lockwood, als Minderjähriger ohne Vormund alleine sein Erbe verwalten? Und vor allem: warum ist es den meisten Leuten scheißegal, dass hier massenweise Kinder nicht nur arbeiten, sondern bei dieser Arbeit auch reihenweise umkommen?
Überhaupt lässt der Autor seien Protagonisten nicht wirklich ihrem Alter entsprechend auftreten, sondern versucht sie zu einer Art Minierwachsene zu machen. Leider wirkte auf mich das in etwa so, wie wenn Kinder Erwachsene spielen: Sie versuchen möglichst erwachsen zu reden, indem sie sich zum Beispiel gegenseitig als Kollegen bezeichnen, von Arbeitsverhältnis etc., sprechen und eine Professionalität vortäuschen, man merkt aber trotzdem: es bleiben Kindern, denen eben eine gewisse Lebenserfahrung fehlt, so sehr sie auch so tun, als hätten sie sie. All das wirkte auf mich, auch in Anbetracht der speziellen Situation mit dem Problem nicht wirklich natürlich, sondern albern und lächerlich. Tatsächlich ging das so weit, dass ich in den Konfrontationen der drei mit Erwachsenen häufig dachte, “Na, aber eigentlich hat der Erwachsene ja recht”
250 Seiten bevor es endlich losgeht
Das alles führte dazu, dass ich gerade mit Protagonistin Lucy, die sich selbst für besonders reif und erwachsen hält, wenig anfangen konnte. Lockwood war immerhin mit seiner Energie anstecken und auch George fand ich sympathischer (sein Pochen auf Recherche und gründliche Vorbereitung, während die anderen lieber kopflos voranstürmen und blind mit ihrem Degen rumfuchteln, mach ihn in meinen Augen nicht zu dem Looser/Langweiler, als der er dargestellt wird, sondern zum einzig halbwegs Vernünftigen in dieser Dreiergruppe). Durch diesen fehlenden Bezug zu den Charakteren empfand ich auch die erste Hälfte des Buches, als umso schleppender. Denn was man wohl beim Beginn des Lesens nicht erwarten würde: Der titelgebende Fall, auf den auch der Klapptext heiß macht, beginnt erst nach gut 250 Seiten des Buches. Zwar gibt es auch davor Geisterbegegnungen, die meisten Seiten gehen aber dafür drauf, die Charaktere und das Problem darzustellen, was durch Lucys nüchterne und gleichzeitig selbst preisende Erzählweise nicht gerade ein Highlight ist.
Als es dann endlich mit dem eigentlich Fall losgeht, wird das Buch besser, das gebe ich gerne zu. Beim letzten Drittel hatte ich sogar Spaß beim Lesen, wenngleich die Twists doch recht vorhersehbar waren, wobei diese Vorhersehbarkeit für jüngere Leser vielleicht nicht so stark gegeben ist. Am Ende bin ich nun schon ein bisschen neugierig, wie es mit der Lockwood und Co. Agentur weitergeht, aber ich denke, wenn ich die Reihe weiterverfolge, dann nur noch als Hörbuch irgendwo nebenbei gehört, denn sonst ist mir meine Lesezeit doch dafür zu schade.
Das Buch ist vielleicht tatsächlich eher etwas für jüngere LeserInnen, die drei Jugendliche, die sich für schlauer als alle Erwachsene zusammen halten als spannend und nicht albern, so wie ich, empfinden. Während das also eher Geschmackssache ist, hätte aber auch mein jüngeres ich noch ein Punkt für den zähen Mittelteil abgezogen. Insgesamt also ein Buch, das mich eher enttäuscht hat, das aber der Zielgruppe gefallen dürfte.
► Easypeasybooks
► Books and Phobia
► Weltenwanderin: 2,5/5
► Nightingale’s Blog: 5/5
► Mandys Bücherecke: 5/5
aleshanee75
Schönen guten Morgen!
Und erstmal vielen Dank für deine Verlinkung – ich wusste gar nicht mehr, dass das Buch soooo schlecht bei mir abgeschnitten hatte! In meiner Erinnerung war es ganz okay, aber anscheinend haben wir es recht ähnlich empfunden.
Ich hab mir ja grade die Serie dazu angeschaut, weil mich Buch-Verfilmungen immer interessieren, aber auch die konnte bei mir nicht wirklich punkten. Obwohl es im Ansatz echt gut gemacht war. Schade!
Handys gabs übrigens schon in den 90ern für die breite Bevölkerung 😉 Ich würde das ganze hier eher in den 80ern ansiedeln 😀
Liebste Grüße, Aleshanee
Miss_Pageturner
Morgen =)
Also ich bin ja ein Kind der Neunziger und als ich den frühen 2000er in die Schule kam, waren Handys noch kaum verbreitet, weder unter den Schülern noch den Eltern. Klar man wusste es gibt sowas und der ein oder andere hatte vielleicht ein “Notfallhandy”, aber wirklich verbreitet waren sie meinem Eindruck nach nicht. Daher meine Einschätzung, aber klar es könnten auch die 80er sein, dann aber erst die späten 80er, da Energy Drinks erwähnt werden und die erst in den späten 80er in der Masse populär wurden 🤔 Eigentlich habe ich das in der Rezi ja nur erwähnt, damit man sich drauf einstellen kann, dass es nicht ganz Gegenwart ist 😅
LG Sandra
aleshanee75a
Also Anfang 2000 … da gabs definitiv Handys, und auch schon vorher, vielleicht war dir das als Kind noch nicht so bewusst. Es wurde damals ja auch noch nicht so umgegangen damit, wie heutzutage, das jeder das ständig vor der Nase hatte. Aber “wir Erwachsene”, also in meinem Umfeld, hatten da schon alle eins. Also Handy – kein Smartphone 😀
Aleshanee
Ich hab jetzt extra nochmal gegoogelt, weil mich das jetzt interessiert hat – in der Serie gibts ja anfangs einen “Zeitstrahl”, der mir jetzt gar nicht so bewusst aufgefallen ist, als ich die Serie geschaut habe – und dieses alternative London spielt wohl im Jahr 2025. Das war mir gar nicht so bewusst. Ich hätte es eben auch in der Vergangenheit gesehen, auch wenn es ein “alternatives” London ist.