Wer erinnert sich noch an das Erscheinen von Paper Princess vor gut einem Jahr? Damals gab es in der Bloggerwelt einen Aufschrei, dass dieses Buch als Jugendbuch vermarktet wurde. Schnell bildeten sich harte Fronten und die ganze Diskussion eskalierte etwas, wenn ihr mich fragt.

Da ich selbst vor kurzem Altersempfehlungen bei meinen Rezensionen eingeführt habe, kam ich wieder auf dieses Thema und möchte nun ein paar Gedanken dazu loswerden.

Bei Filme, Serien und Games erschient es uns vollkommen normal: In der unteren Ecke finden wir das FSK Siegel, dass das betreffende Medium ab 0, 6, 12, 16 oder 18 freigibt., damit Kinder und Jugendliche keine Spiele, oder Filme mit übermäßiger Gewalt oder sexuellen Inhalten in die Finger bekommen. Soweit so gut. Doch wie sieht es bei Büchern aus? Nicht erst seit Paper Pricess brandet diese Diskussion auf. Auch schon bei den Hypes um Die Tribute von Panem oder Fifty Shades of Grey kam Vielen der Gedanke, dass vielleicht auch Bücher dem Jugendschutz unterliegen sollten. Doch warum gibt es bisher eigentlich keine Altersfreigaben?

Jugendschutz bei Büchern aktuell.

Bücher haben keine Altersfreigabe, da sie als Printmedien nicht dem Jugendmedienschutz-Staatsvertrag für Telemedien unterliegen. Doch dass es bei Büchern gar keinen Jugendschutz gibt, ist auch nicht ganz richtig. Denn es gibt da immer noch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien kurz BPjM. 
Wie der Name schon sagt prüft sie verschiedenste Medien, darunter auch Büchern, Musik und anderes auf jugendgefährdende Inhalte. Liegt eine schwere Jugendgefährdung vor, kommt das betreffende Medium auf die sogenannte Liste der jugendgefährdenden Medien, umgangssprachlich auch Index genannt. Diese Medien dürfen fortan Kinder und Jugendlichen nicht mehr zugänglich gemacht werden, es herrscht ein Werbeverbot und der Verkauf im Einzelhandel und Versandhandel ist stark eingeschränkt.
Gründe um auf die Liste zu kommen sind u.a. Volksverhetzung, Kriegsverherrlichung, Menschenwürde verletzende Realdarstellungen, Kinder/Jugend Pornografie, und die Darstellung von Kinder oder Jugendliche in unnatürlicher, geschlechtsbetonter Körperhaltung.

► Mehr Infos findet ihr unter der Homepage der BPjM

Ein etwas spezieller Fall sind E-Books, da sie als Telemedien gelten. 2015 waren die Medien rund um die Buchbranche in Aufruhr, da es hieß E-Books dürften künftig nur noch nachts zu bestimmten Zeiten veröffentlicht werden, oder würden bald ebenfalls eine FSK Zertifizierung bekommen. Diese Gerüchte haben sich aber als unwahr herausgestellt.

► Hier in einem Artikel des Börsenblattes erfahrt ihr mehr über die Debatte und die Richtigstellung der Sachlage.

Doch ist das genug?

Ja ist das genug? Das ist die entscheidende Frage und hier scheiden sich die Geister. Die einen sagen: „Ja auch Bücher müssen verbindlich mit Altersfreigabenversehen werden“. Die Befürworter dieses Ansatzes argumentieren, dass Kinder und Jugendliche durchaus auch von den Bildern, die beim Lesen von Horror- oder Erotik Romanen im Kopf entstehen traumatisiert werden könnten. Sollten unsere Bücher also künftig so aussehen?:

Meine Antwort wäre nein. Im Gegensatz zu visuellen Inhalten, wo man ein fertiges Bild detailreich geliefert bekommt, hängt der Einfluss von Büchern, meiner Meinung nach stark von individuellen Eigenschaften und Erfahrungen des Lesers ab. Manche Jugendliche sind mit 16 geistig schon sehr reif und vernünftig, andere lassen sich wiederum leicht beeinflussen oder haben aufgrund von Vorerfahrungen Probleme mit einzelnen Themen. Das ist ja alles auch weder gut noch schlecht, sondern eben das normale Leben, allerdings erschwert dieser Umstand eine pauschale, verbindliche Altersfreigabe.

Also sollte besser alles bleiben wie es ist?

Auch hier würde ich wiederum verneinen,  denn während ich eine gesetzlich verbindliche Altersfreigabe für nicht angemessen halte, so fände ich doch eine Altersempfehlung sinnvoll. Ich persönlich habe bereits mit 14 Black Dagger gelesen (ursprünglich mehr aus Versehen) und es hat mir nicht geschadet, aber ich würde es dennoch nicht jeder anderen 14 Jährigen in die Hand drücken. Und auch einen Chris Carter mit den ausgeprägten Gewaltdarstellungen würde ich nicht ohne Weiteres an Jugendlichen aushändigen.

Nun kann man natürlich argumentieren, dass es Aufgabe der Erziehungsberechtigen ist, zu kontrollieren, ob der Lesestoff dem Alter angemessen ist. Doch kann man wirklich von Eltern, Großeltern und Verwandten verlangen jedes Buch erst einmal vorzulesen?. Denn bei manchen Büchern sagen die Covergestaltung und der Klapptext nicht viel darüber aus, ob das Buch kindgerecht ist oder nicht. Bestes Beispiel sind die Harry Potter Bücher, sie sehen von der Gestaltung alle kindlich aus, aber ist der sechste oder siebte band schon etwas für einen Sechsjährigen?

An dieser Stelle wäre es schön, wenn es mehr Altersempfehlungen auf den Büchern vermerkt gäbe und zwar nicht nur im Kinderbuchbereich um die Verkaufszahlen anzukurbeln, sondern eben auch bei Erotik oder Horrorbüchern.
So können Eltern besser einschätzen ob ein Buch geeignet ist oder nicht und wenn der vierzehn jährige Sohn eben schon gut mit einem Stephen King klarkommt, ist das dann ja auch ok. Eltern kennen ihre Kinder ja am besten, doch man sollte ihnen die Einschätzung des Lesestoffs erleichtern. Noch dazu würden damit „Ausversehen“ Käufe verhindert werden. Ich habe schon öfters Rezensionen von jüngeren Bloggern gelesen, die zu einem Buch z.B. wie „Der Winter erwacht“, welches äußerlich wie ein harmloses Fantasy-Liebesbuch wirkt, gegriffen haben und dann von den Sexszenen gelinde gesagt überrascht waren.

Das Ende vom Lied

Zusammen gefasst möchte ich sagen, dass ich eine gesetzlich verbindliche Altersempfehlung wie die FSK für nicht angemessen halte, mir jedoch unverbindliche Altersempfehlungen wünsche. Hier müssten die Verlage mehr Verantwortung zeigen, oder auch die Politik, mit einer Verpflichtung für Verlage Altersempfehlungen kenntlich zu machen. Die Betonung liegt hier weiterhin auf unverbindliche Empfehlungen.

Nun habe ich hier gefühlt stundenlang meinen Senf dazu gegeben und ich bin echt dankbar, wenn es irgendein Leser bis hier hingeschafft hat. Jetzt interessiert es mich natürlich wie ihr dazu steht?

Sollte es mehr Jugendschutz bei Büchern geben und wenn ja wie sollte der aussehen? Verbindliche Altersfreigaben oder Empfehlungen?