(Verlagstext)
Seit achtzehn Monaten steht das Mädcheninternat von Raxter Island unter Quarantäne, denn eine gefährliche Seuche hat sich ausgebreitet: Bei den Schülerinnen löst sie grausige Mutationen aus, die Lehrerinnen starben eine nach der anderen. Die Natur auf der Insel ist wild und unberechenbar geworden. Zum Überleben braucht man Freundinnen, die alles für einen tun würden – so wie Hetty und Reese für Byatt. Denn als Byatt verschwindet, beginnen die beiden eine verbotene Suche, bei der sie auf grausamere Wahrheiten stoßen, als sie es sich je hätten ausmalen können …
Ok, geben wir Bookies es doch zu: 90% von uns hätten dieses Buch auch gekauft, wenn der Inhaltstext auf klingonisch gewesen wäre, einfach nur wegen diesem mega hammer Cover, oder? Ich will es als Plakat und mir in die Wohnung hängen, so toll finde ich es. Der Verlag, der das in seiner jeweiligen Übersetzung nicht übernimmt, will das Buch nicht verkaufen.
Dieses Kunstwerk stammt übrigens von dem türkischen Künstler Aykut Aydoğdu
Wilder Girls katapultierte sich schon ganz weit nach oben auf meine Wuli als ich es zum ersten Mal in der englischen Ausgabe gesehen hatte, daher freute ich mich sehr auf die deutsche Übersetzung und hatte auch recht hohe Erwartungen an das Buch, vielleicht zu hoch?
Der Feind lauert überall
In Wilder Girls befinden wir uns in einem Mädcheninternat, das sich isoliert auf einer kleinen Insel im Meer befindet. Auf einmal bricht dort eine schreckliche Seuche aus, die die Lehrerinnen schnell tötet und bei den Schülerinnen grausame Mutationen hervorruft, ebenso bei Tieren, sodass selbst einst friedliche Tiere, wie Rehe zur tödlichen Gefahr werden. In dieser Hölle auf Erden versuchen die Schülerinnen so gut es geht zu überleben, dabei müssen sie jedoch nicht nur gegen die Seuche und die mutierte Natur, sondern auch gegen den Hunger kämpfen, denn aus irgendeinem Grund schickt die Armee, die das Internat, versorgen soll bis ein Heilmittel gefunden ist, immer viel zu wenig Rationen. Damit wird jeder einzelne Tag für die Mädchen zum Überlebenskampf.
So viel dazu, wie das Buch startet. Interessant fand ich den Zeitpunkt, den die Autorin für den Beginn ihrer Geschichte gewählt hat. Während sich ähnliche Romane häufig zunächst mit dem Ausbruch der Seuche beschäftigen und diesen intensiv schildern, lässt Rory Power ihre Geschichte beginnen, da hat die Tox genannte Seuche das Internat schon über einem Jahr fest im Griff. Die Hoffnung auf zügige Hilfe und dass das Militär schnell ein Heilmittel findet ist längst verflogen, der Kontakt mit der Außenwelt schon lange abgebrochen und die Mädchen haben bereits mehrere Schübe der Tox hinter sich, die ihren Körpern alles abverlangen. Dementsprechend ist die Stimmung im Internat, die die Atmosphäre des ganzen Buches bestimmt: Die Mädchen sind nicht gebrochen, aber sehr pragmatisch und desillusioniert geworden. Ihnen ist mittlerweile klar geworden, dass sie allein für ihr Überleben verantwortlich sind und dass ein Wunder kaum zu erwarten ist.
Diese Gemütszustände zwischen Überlebenswille und Resignation, zwischen Hoffnung und abgebrühten Realismus finden sich besonders bei den drei Protagonistinnen. Sie sind alle drei Charaktere, denen durch die Ereignisse in vielerlei Hinsicht Stacheln gewachsen sind. Das macht sie nicht unbedingt sympathisch, aber interessant. Es sind Charaktere mit Ecken und Kanten, die auch untereinander, obwohl sie Freundinnen sind, häufig aneinander anecken. Sie sorgen zusammen mit dem Erzählstil der Autorin und der Atmosphäre des Buches dafür, dass Wilder Girls keine dieser Survival Story ist, in der ein/e Held/in aller Widrigkeiten zum Trotz über sich hinauswächst und Scharen von Monster/Zombies/Aliens etc. niedermetzelt, nein Wilder Girls fühlt sich anders an. Rauer, roher, ja tatsächlich wilder.
So viel ungenutztes Potenzial
Mit all dies hätte Wilder Girls das Potenzial gehabt, etwas richtig Großartiges zu werden. Eine Geschichte, die dir gleichzeitig das Herz erwärmt und ins Gesicht spukt, die man danach aber nicht mehr so schnell vergisst. Die Ansätze dafür sind definitiv da. Die Autorin zeigt gerade zu Beginn, dass sie tolle Ideen hat, sowohl die Tox, als auch die bereits erwähnten eigenwilligen Charaktere und die raue Atmosphäre faszinieren. Die Weichen sind gestellt für ein tolles Buch und die ersten zwei Drittel lesen sich flott weg. Doch dann beginnen immer mehr eigentlich tolle Ansätze, auf deren Fortführung man gehofft hat, sich im Sand zu verlaufen. Das geschieht sowohl auf der Handlungsebene, als auch bei der Weiterentwicklungen der Figuren und ihre Beziehungen untereinander. Was in der ersten Hälfte des Buches als Handlungsstränge toll in Spiel gebracht wurde, wird einfach nicht konsequent durchgezogen. Stattdessen werden sie entweder ganz fallen gelassen, oder, wie zum Beispiel im Falle der Hintergründe zur Tox, man wird als Leser/in mit einer völlig banalen, unausgegorenen Lösung abgespeist. Gerade zum Ende hin, wirkt das Buch leider so, als hätte die Autorin einfach keine Lust mehr gehabt, das Ding zu Ende zu schreiben, oder als hätten es ursprünglich zwei Bände werden sollen, aus denen plötzlich doch nur einer geworden ist: das Ende und die Auflösungen hinter den Geheimnissen wirken lieblos und einfallslos, das hat mich echt geärgert, gerade weil Rory Power ja zuvor gezeigt hat, dass sie kreative Ideen hat, warum zum Teufel hat sie die nicht zu Ende geführt?
Der Titel des Buches passt hervorragend, denn Wilder Girls ist eine Survival Story mit einer eigentümlichen, rohen Atmosphäre, die einen in den Bann schlägt. Leider wird das große Potenzial des Buches nicht bis zum Ende fortgeführt und viele eigentlich tolle Ideen verlaufen im Sande, bis sie in einem völlig uninspirierten Ende münden. Das Buch ist immer noch lesenswert, hätte aber eben so viel besser sein können, wenn mehr Konsequenz da gewesen wäre.
► Letterheart
► Buchperlenblog: 5/5
► Schreiblust – Leselust
► Ninas Bücherbasar: 4/5
► Bookishmoonligh (eng. Ausgabe): 4/5
aleshanee75
Schönen guten Morgen!
Ja, das Cover ist schon sehr genial! Das hab ich gesehen und wollte es haben 😀
Der Klappentext klang aber auch spannend, umso enttäuschter war ich dann von der Entwicklung während dem Lesen.
Ich konnte mich weder mit den Charakteren anfreunden, noch mit dem Schreibstil und die Handlung driftete irgendwie in das übliche Schema solcher Mutationsgeschichten ab… fand ich total schade, denn wie du schon sagst, da wäre echt viel Potenzial gewesen!
Liebste Grüße, Aleshanee
„Wilder Girls“ von Rory Power
[…] kein schlechtes Buch, ich habe mich unterhalten gefühlt, aber … ich habe einfach mehr erwartet. Miss Pageturner ging es mit dem Buch ähnlich wie mir, Jill von Letterheart gefiel das Buch deutlich […]